Mittwoch, 19. Mai 2010

Von Mäusen und Menschen

Der Schreiner war da, um am Wohnzimmerschrank etwas auszumessen, damit er eine passende Seitenwand zuschneiden kann. Eine Sache von etwa 8 Minuten, sollte man meinen, inklusive des Wegrückens der Musikanlage, die direkt neben dem Schrank steht und das Ausmessen behindert hätte.
o
Aber ich hatte nicht berücksichtigt, dass in unserem Haushalt Katzen leben.
d
Also, dachte ich, rückst du mal die Musikmaschine beiseite, ehe der Schreiner kommt, womöglich hängt da noch ein Spinnweb herum, das sollte man ja vorher entfernen. Gesagt, getan. Ich fand keine Spinnweben. Dafür verschiedene Arten von Mäusen. In einem katzenaffinen Haushalt gibt es drei Sorten davon: erstens die Spielmäuse aus Stoff-Plüsch-Plastik, von Stubentigern geliebt, ausgiebig bespielt, zernagt, gejagt, getötet und schließlich in einem auch von der Katze bald vergessenen Depot versteckt. Zweitens Wollmäuse, anderswo auch als dicke Staubflusen bekannt. Normalerweise liegen die unter den Möbeln und stören nicht. In Miezhäusern werden sie von den Katzen unter dem Mobiliar vorgefischt, bespielt, zernagt, gejagt, getötet und - siehe oben - versteckt. Drittens gibt es die echten, lebenden und dann zunehmend toten bis mumifizierten Mäuse, von der Katze ins Haus geschleppt oder vor ihr dorthin geflüchtet. Letztere Sorte war diesmal zum Glück nicht dabei.
o
Das Beiseiterücken der Musikanlage enthüllte eine Art Nest aus etlichen Spielmäusen, umhüllt und umgeben von zahllosen Wollmäusen. Das Auffegen der ganzen Bescherung, die Trennung von Woll- und Spielmäusen sowie Säuberung der letztgenannten und Entsorgung der völlig ruinierten dauerte schon fast 10 Minuten. Der Kater schaute der ganzen Aktion sehr interessiert zu und guckte etwas enttäuscht, als die frisch gesäuberten Mäuse nicht sofort wieder zum Spielen freigegeben wurden.
h
Dann kam der Schreiner und fing an auszumessen. Genauer gesagt, er versuchte das Ausmessen. Denn ein klappernder Zollstock und zwei neue, interessant riechende Menschenbeine waren unwiderstehlich für einen neugierigen Kater. Zum Glück ist der Schreiner ein freundlicher Mensch und fühlte sich eher amüsiert als gestört ("genau wie mein Hund, der muss auch überall dabei sein!"). Ein sich schnurrend um die schreiner'schen Fußknöchel windender, Streicheleinheiten einfordernder Kater lenkt allerdings von der Arbeit ab - "jetzt hab ich vergessen, was ich gemessen hab und aufschreiben wollte; ich muss nochmal messen!" - und verursacht einen etwa dreifach höheren Zeitaufwand, als nötig gewesen wäre. Aber es hatte guten Unterhaltungswert, fällt also eindeutig unter "Quality Time", und lieferte mir außerdem Material für einen Blogbeitrag. Was will man mehr?!

1 Kommentar:

  1. So, so, unser Kater hält die Handwerker vom Arbeiten ab. Hoffe, er hat es trotzdem geschafft richtig zu messen.

    AntwortenLöschen