Mittwoch, 28. November 2012

Winterpalast

Katze Mona hat ihren Winterlieblingsplatz wieder bezogen: das Fusselkissen auf dem Wohnzimmerparkett, von der Fußbodenheizung schön durchwärmt. Madame ist eine eher ängstliche Katze und daher Meisterin der Tarnung (ich bin überzeugt, das Viech kann sich unsichtbar machen).


Das schwarze Kissen kommt ihr also in dieser Hinsicht sehr entgegen. Und der arme Mensch, der abends im halbdunklen Wohnzimmer arglos an diesem Kissen vorbeigeht, erschreckt sich fast zu Tode, wenn das Kissen aufspringt und die Katz mit empört peitschendem Schwanz und unter Protest maunzend das Zimmer verlässt.

Nach fünf Minuten hat sich der menschliche Herzrhythmus wieder stabilisiert, die Katz hat huldvollst vergessen, dass sie beleidigt ist, und kommt angetapst, um sich ein paar - aufgrund des schlechten Gewissens des Dosenöffners großzügig bemessene - Streicheleinheiten und Leckerchen abzuholen.

Ergebnis: Katze zufrieden, Mensch auch. So sehr, dass er gar nicht merkt, wie die Katz ihn gerade wieder manipuliert hat. Cat Rulez The World!

Laubhaufenlaufen

Endlich wieder Wandertag! Aus diversen Gründen hatten Herr Dinktoc und ich an den letzten beiden Terminen nicht dabei sein können; aber am vergangenen Sonntag stürzten wir uns mitsamt der Stammtischwandergruppe optimistisch auf eine ziemlich lange Strecke - fast 18 km - durch den Taunus.


Zugegeben, die letzten zwei, drei Kilometer fielen uns doch recht schwer - in unserem Alter hat man da leicht Fuß, Wade und Oberschenkel, alles gleichzeitig, von der Muskelkatze gepackt und auch noch ein paar Tage später spürbar. Entschädigt wurden wir aber zum einen durch den wunderschönen Anblick des Walds im Spätherbst, besonders wenn die Sonne durch die Wolken guckte. 


Zum anderen gab es reichlich Gelegenheit, auf einem Querfeldein-Stück mal ordentlich den Waldboden zu lüften, will heißen, wie früher, als bekanntlich alles besser war, mit schlurfenden Füßen das Laub hochzuwirbeln und sich dabei köstlich zu amüsieren.  


Wie gut, dass keine Kinder dabei waren, die hätten vermutlich über ihre albernen Altvorderen den Kopf geschüttelt!



Freitag, 16. November 2012

Weltrettung. Mal wieder.

Herr Dinktoc und ich arbeiten in der gleichen Firma. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass ich meist weiß, was Herr D. treibt, wenn er mal wieder in der Weltgeschichte unterwegs ist. Der Nachteil ist, dass die Kollegen wissen, dass ich das weiß, und bei mir anrufen, wenn sie dringend was von Herrn D. wollen.

Gestern also meldete sich eines unserer Büros in Balkanistan: der Kunde benötige allerdringendst die Unterschrift Herrn Dinktocs auf einem superwichtigen Dokument. Und niemand anderer kann unterschreiben, weil Herr D. der von Kunde, Geldgeber und vermutlich auch vom lieben Gott persönlich anerkannte und bestätigte Spezialexperte in diesem Projekt ist. Und es wird selbstverständlich die Originalunterschrift benötigt. Leider befindet sich aber Herr D. noch auf Dienstreise im Vorderen Orient und kommt erst heute am späten Abend nach Hause. Darob ward beim Kunden ein Heulen und Zähneknirschen und der baldige Untergang des Projekts prophezeit. Was also tun? 

Zum Glück gehört Weltrettung zu meinen Kernkompetenzen. Es fiel mir wieder ein, dass ein Kollege vom Balkanistaner Büro zur Zeit auf einer Schulung ist und Samstag, also morgen, von Frankfurt zurück nach Balkanistan fliegen würde. Er wurde kontaktiert und eine Übergabe am Frankfurter Flughafen vereinbart.

Der Kunde wurde genötigt, mir die zu unterschreibenden Dokumente per E-mail zu schicken, auf dass ich sie hier im Büro ausdrucke und sodann nachher mit nach Hause nehme. Außerdem, nach telefonischer Konsultation mit Herrn Dinktoc über den Aufbewahrungsort, begab ich mich in sein Büro, um die Insignien seiner Herrlichkeit und seines Spezialistentums aus der Schreibtischschublade zu entnehmen: die Stempel. Ohne die richtigen Stempel (3 Stück! Drei!) gelten auch die speziellsten Spezialexpertenunterschriften nichts.

Auch die Stempel werde ich mit nach Hause nehmen, auf dass Herr Dinktoc am frühen Samstagmorgen in hoffentlich ausgeschlafenem Zustand die allerhöchstwichtigen Dokumente unterschreiben und stempeln kann.  Samstagnachmittag fahren wir dann die 20 km zum Flughafen, um dem Kollegen die Unterlagen in die Hand zu drücken, damit der Kunde sie schließlich Samstagabend in Balkanistan auf dem Tisch hat.

Unternehmen Weltrettung mal wieder erfolgreich bewältigt. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich kratzen gehen: die Engelsflügelansatzstellen jucken nämlich.