Montag, 30. Januar 2012

Rührei aus der Mikrowelle

... gab es dann doch nicht. Aus Termingründen fand das Literaturkränzchen diesmal an einem Sonntag statt, im Rahmen eines sehr üppigen Brunchs.


Unsere E-mail-Anfragen, ob wir etwas zum Essen beisteuern sollten, damit die Vorbereitungsarbeiten nicht nur an einer Person hängenblieben, hatte die Gastgeberin mit dem Witz gekontert, so ein Rührei sei doch in der Mikrowelle schnell gemacht. Der mitlesende Ehemann nahm die Sache ernst und geriet darob in Sorge, sowas gehe doch nun wirklich nicht, das schmecke doch nicht und könne man niemandem anbieten. Der Arme hat sich natürlich eine Menge Spott anhören müssen, aber auch viel Lob, denn am frisch zubereiteten Rührei mit knusprigem Speck war nichts auszusetzen.  








Plötzlich drehte sich das Tischgespräch um Zahnpflegegewohnheiten, wann, wie oft, wie lange eigentlich die Zähne geputzt werden sollten und wie das so in der Realität aussieht. Frau K. wunderte sich dann auf einmal, wie um Himmels willen wir denn nun auf dieses Thema gekommen waren. Die versammelten Kurzzeitgedächtnisse funktionierten einwandfrei, und die Rekonstruktion der Gesprächskette möchte ich der Nachwelt nicht vorenthalten: Man sprach über den Kater der Gastgeber, der gerne Nachbars Hund besuchen geht. Bei diesem handelt es sich um einen Yorkshire-Terrier mit einer Kieferfehlstellung, einem Überbiss nämlich. Die Nachbarn hatten das Viech adoptiert, weil der Züchter es wegen dieses Defekts sonst hätte einschläfern lassen. Frau O. fühlte sich bemüßigt, anzumerken, auch sie habe als Kind einen Überbiss gehabt; zum Glück hat niemand damals erwogen, sie einschläfern zu lassen man hat ihr damals eine Zahnspange verpasst, die später zu Schäden an den Backenzähnen führte. Frau S. und Frau K. berichteten Ähnliches von ihren Kindern, und so landeten wir beim Zähneputzen.  
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Über Bücher haben wir dann tatsächlich auch noch gesprochen. Jahreszeitenangepasst über Karneval in der Literatur. Die meisten Bücher zu diesem Spezialthema dürften wohl in Venedig angesiedelt sein, aber den ein oder anderen Mainzer Regionalkrimi gibt es auch. Und natürlich von Rosendorfer die "Neuen Briefe in die chinesische Vergangenheit", wo der Held Kao-Tai mitten im Kölner Karneval landet und sich niemand über seine Mandarin-Gewänder wundert, sondern sie im Gegenteil für eine besonders gelungene Verkleidung hält. edit: Frau O. weist zu Recht darauf hin, dass "Die Fastnachsbeichte" von Zuckmayer ebenfalls genannt wurde - hiermit ins Protokoll aufgenommen.


Der Kater machte schließlich sehr deutlich, dass Gespräche über Zahnpflege und selbst über Bücher für ihn persönlich uninteressant seien und man doch bitte diese blöden Blumen, von gedankenlosen Menschen vom übervollen Tisch auf die Fensterbank ausgelagert, entfernen möge, damit er sich wie gewohnt ausstrecken und seinen Fensterbrettmittagsschlaf genießen könne. Dabei wollten wir ihn nicht stören und lösten nach ziemlich genau 3 Stunden Daueressen die Runde auf.
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Aufs nächste Kränzchen freue ich mich schon, es darf aber ruhig weniger Kalorien haben!

Freitag, 13. Januar 2012

Informationstechnologische Botanik

Beim gestrigen Stammtisch bedauerte Herr C.G. sehr bald, uns von den Problemen mit dem Dach seines Hauses erzählt zu haben. Es handelt sich um ein Pultdach, das nicht wie gewöhnliche Dächer mit Ziegeln belegt wird, und fertig ist die Laube, sondern es ist zur Begrünung vorgesehen und daher müssen Wassersperrschichten und Folien und und Wurzelsperrer und was weiß ich noch aufgebracht werden, sehr kompliziert, und Herr C.G. befürchtete Pfusch am Bau.
Die konstruktiven Vorschläge der Stammtischmitglieder werden nicht wirklich hilfreich gewesen sein. Angefangen hatte es mit der Idee, eventuell von oben durch die Decke wucherndes Baumwurzelwerk als Kronleuchter Verwendung finden zu lassen; getoppt wurde dies vom Vorschlag, dann aber gleich vorausschauend einen Plus-Minus-Baum zu pflanzen, mit einer Pluswurzel nämlich und einer Minuswurzel, damit das mit der Stromzufuhr für die Glühbirnen auch so richtig klappt.
Da Herr C.G. beruflich "was mit Computern" macht und daher gerne auch mal als unser IT-Schamane bezeichnet wird, beinhalteten die weiteren Vorschläge zur Dachgestaltung das Aufbringen von Internetmulch und das Anpflanzen von Wifi-Büschen. In die Debatte über weitere Möglichkeiten wie die Verwendung von W-Lan-Kabeln und die Vermeidung von abstürzenden Maulwürfen platzte der Kellner mit der stattlichen Gesamtrechnung für 6 Personen und löste Überlegungen aus, wie man diese Rechnung nun doch mal beim Finanzamt geltend machen könnte. Der externe Stammtischgast hatte die beste Idee für den notwendigen Besprechungszweck: "Schädlingsbekämpfung in Höhenlagen"!

Montag, 9. Januar 2012

Drogentest, Teil 2


Gestern abend wurde pflichtbewusst der zweite Teil des Drogentests absolviert. Die beiden von Herrn Pathologen mitgebrachten afrikanischen Stouts mussten ihrer vorherbestimmten Verwendung zugeführt werden.  Da die eine Sorte 6 und die andere sogar 7,5% Alkoholgehalt aufwies, beschlossen wir in weiser Voraussicht, gleichzeitig ein deftiges Abendessen zu uns zu nehmen, um die Folgen möglichst zu minimieren. Besondere Gelegenheiten erfordern eben besondere Maßnahmen (wie eine meiner Lieblingsbloggerinnnen postulierte), und so wurde diesmal ausnahmsweise das passende Essen zum vorhandenen Getränk ausgesucht: Szegediner Gulasch mit Kartoffelklößen, letztere handgedreht von Herrn Dinktoc.  
Diese Grundlage war auch nötig, denn die Biere stiegen doch recht schnell zu Kopfe. Das Castle hat mir recht gut geschmeckt, obwohl ich kein großer Fan dunkler Biere bin, aber beim "Legend" finde ich, es sollte im Reich der Mythen & Legenden bleiben. Die Bitternote war mir doch etwas zu stark. Herr Dinktoc war von beiden Sorten recht angetan und meinte, die zusammen dreizehneinhalb Umdrehungen wären genau das richtige vor seinem heute erfolgten Abflug nach Arabistan und damit elf Tage völliger Abstinenz. Genug Zeit, den Restalkohol abzubauen! 

Freitag, 6. Januar 2012

Zurück aus der Zukunft


Plötzlich zeigte das Display des Autoradios sehr merkwürdige Dinge - von jetzt auf gleich befanden wir uns fast 27 Jahre in der Zukunft. Man beachte auch Uhrzeit und Helligkeitsgrad und wundere sich über Mitternachtssonne in Südhessen. 
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Da Herr Dinktoc nun mal Ingenieur ist, habe ich ihn natürlich gleich verdächtigt, den Flux-Kompensator erfunden, mir aber nichts davon gesagt zu haben, was, wie jeder erfahrene Ehemann weiß, eines der schlimmstmöglichen Verbrechen ist, dessen sich der Angetraute schuldig machen kann; und die Debatte darüber natürlich ungleich wichtiger war als jegliche Erfindung eines menschheitsbewegenden Geräts. Herr Dinktoc hat glaubhaft abgestritten, dass ihm die Konstruktion des Flux-Kompensators gelungen sei und war auch nicht bereit, einen Stromstoß von 1.21 Gigawatt ins Autoradio zu jagen. Schade, sonst hätte man nachschauen können, wer nächsten Monat Bundespräsident ist und wer in einem halben Jahr.  

Donnerstag, 5. Januar 2012

Leopoldtorte


Diese Torte fabrizierte ich als Nachtisch für eine Silvesterparty. Warum sie Leopoldtorte heißt? Nun, erst einmal benötigt man dazu einen Kater, der auf diesen schönen Namen hört. Weiterhin braucht man Geduld, denn die Zubereitung dieser Torte dauert insgesamt etwa vier Wochen, so ähnlich wie Harry Potters Vielsafttrank, auch wenn man für die Torte keine Zauberei benötigt und ganz sicher keine Katzenhaare, obwohl ich ja nahe daran war, dem Namensgeber das Fell abzuziehen für seine Untaten - wo war ich? Ach ja, Tortenrezept. 

Also: man backe, so um den 1. Advent herum, einen Schwung Terrassenkekse. Das sind diese zweistöckigen Plätzchen aus Mürbeteig, die man mit Konfitüre aufeinander klebt und deren oberer Keks eine eigens ausgestochenes Loch hat, das ebenfalls mit Konfitüre gefüllt wird. Sind die Plätzchen fertig und abgekühlt, lege man sie in eine Blechdose, schließe den Deckel fest und stelle die Dose auf einen ca. 1,40 m hohen Schrank. Einige Tage später gehe man wie üblich zu Bett und schrecke gegen halb ein Uhr nachts, von einem infernalischen Geschepper geweckt, aus dem Schlaf. Man horche ein Weilchen, ob eventuell Einbrecher am Werke sind, und gehe dann Richtung Küche, wo man die Lärmquelle ortete. Man findet auf dem Küchenfußboden eine seitlich eingedellte Keksdose und einen missgelaunten Kater, weil es ihm nicht gelungen war, die Dose zu öffnen, denn die Butter in den Keksen riecht doch so gut! Ein genauerer Blick offenbart, dass der Sturz und Aufschlag etwa ein Drittel der Kekse zu Krümeln pulverisiert haben. Man stelle die Dose nunmehr in einen verschlossenen Schrank, drohe dem Kater mit der Todesstrafe und gehe wieder zu Bett.

Die nächsten Wochen ignoriere man die Kekskrümel, weil man sich sonst ärgern müsste, und es ist ja Weihnachtszeit - "Friede auf Erden und den Katzen ein Wohlgefallen" und so. Dann steht plötzlich Silvester und mit ihm die abendliche Party vor der Tür, man wurde gebeten, für einen Nachtisch zu sorgen und hat tatsächlich einen Geistesblitz: man backe in der Springform einen gewöhnlichen Rührteig, den man dann in zwei Böden teilt. Auf den unteren verteile man eine Dose Pfirsiche oder was man sonst für Obst zur Hand hat. Man pulverisiere mit dem Kartoffelstampfer die Terrassenkeksbruchstücke zu gleichmäßig kleinen Krümeln, schlage einen halben Liter Sahne steif und hebe die Krümel unter. Man füge noch gehackte Schoko-Mokkabohnen hinzu (geraspelte Schokolade oder gemahlene Haselnüsse gehen auch, aber ich hatte noch eine Tüte Mokkabohnen mit demnächst fälligem Haltbarkeitsende) und verteile ca. 2/3 der Sahnemasse über die Pfirsische und streiche sie glatt. Man teile den zweiten Teigboden in zwölf Tortenstücke und lege sie schön ordentlich auf die Torte; schließlich "verputze" man mit der restlichen Sahnemasse Seite und Deckel der Torte. Zum guten Schluß dekoriere man mit Obst und ganzen Mokkabohnen. UND DANN BEWAHRE MAN DIE TORTE BIS ZUM VERZEHR AUSSERHALB DER REICHWEITE DES KATERS AUF! 


Mittwoch, 4. Januar 2012

Drogentest

Die eigentliche Weihnachtsgeschichte findet ihre Fortsetzung ja mit dem Besuch der Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland und ihren drei kostbaren Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe, wovon letztere beiden durchaus als Drogen bezeichnet werden könnten (und man vermutlich ersteres benötigt hat, um den Konsum zu finanzieren). Meine eigene Weihnachtsgeschichte verlief diesmal ein wenig anders. Ich traf einen einzelnen König, der außerdem nicht aus dem Morgen-, sondern aus dem Mittagsland kam und auch nicht erst am 6. Januar, sondern schon am Silvesternachmittag erschien. Dafür hatte er aber gleich vier kostbare Geschenke dabei:


Hierzulande völlig unbekannte Biersorten aus Afrika. Der Heilige König, aka Medizinalrat Professor Doktor von Peh, transportierte die Dosen über knapp ein Fünftel des Erdumfangs aufgrund eines locker-flockigen Blogkommentar-Austauschs (Chapeau! Chapeau!). Die Übergabezeremonie wurde von Herrn Medizinalrat bereits in unvergleichlicher Weise beschrieben.

Der erste Drogentest hat gestern abend stattgefunden, zur Feier des letzten Urlaubstages von Herrn und Frau Dinktoc öffneten wir die beiden Dosen Lager (das Stout mit den siebeneinhalb Kilo Alkohol pro Kubikzentimeter Bierschaum heben wir uns fürs nächste Wochenende auf).



Beide Biere fanden wir recht gut trinkbar. Der Heilige König hatte uns zwar vor der Sorte "Harp" gewarnt, sie sei zu hefig, aber das konnten wir nicht finden. Im Gegenteil, das Harp sagte uns sogar eher zu als das Star, bei dem wir beide einen undefinierbaren und nicht wirklich reizvollen Nachgeschmack feststellten. Vermutlich sind die Dinktoc'schen Geschmacksnerven noch nicht afrikanisiert genug, um ein wirklich ausgewogenes Urteil abgeben zu können. Dafür bedarf es weiterer Lieferungen weiterer Sorten - in Wirklichkeit geht es mir natürlich gar nicht um das Bier, sondern darum, den ein oder anderen Nachmittag oder Abend in netter Gesellschaft angenehm vorüberziehen zu lassen. Es hat mich wirklich sehr gefreut! 

Meine nächste große Freude wird übrigens das Gesicht meiner Mutter sein, wenn ich ihr erzähle, dass ich mich mit einem fremden Mann - einer Internetbekanntschaft auch noch, Gott behüte! - auf einem Autobahnparkplatz getroffen habe ...