Montag, 25. Juni 2012

So weit die Füße tragen (Day Four)

Der letzte Tag in London. Eigentlich nur ein halber Tag, denn für 4 Uhr nachmittags war der Mietwagen gebucht, abzuholen am Flughafen Heathrow, und da muss man ja auch erst mal hinfahren. Am Morgen machten wir einen weiteren Spaziergang aus dem hier bereits gelobten Reiseführer, diesmal durch das feine Einkaufs- und Clubviertel St. James.


Viele Läden hier schmücken sich mit den Insignien des Hoflieferanten, besonders ausgesucht fanden wir die Auslage des Edelschuhmachers Lobb, der dezent darauf hinwies, bereits anno 1953 anläßlich der Krönung der Königin bestimmte Lederwaren an selbige geliefert zu haben



Ich gehe ja zu gerne bei solchen Geschäften schaufensterbummeln. Das Angebot ist so weit jenseits meines Budgets, dass ich gar nicht auf die Idee käme, einen Einkauf in Betracht zu ziehen, aber es macht einfach Spaß, schöne und/oder merkwürdige Dinge zu betrachten und zu überlegen, was um Himmels willen an diesem Bademantel / Bestecksatz / Regencape denn nun siebenhundertneunundneunzig Pfund wert sein könnte.

Am St. James Palace vorbei gingen wir dann zur Mall, wo sich bereits wieder größere Menschenmengen versammelt hatten. Nachmittags sollte eine große Kutschenprozession mit sämtlichen Royals stattfinden, da mussten die besten Plätze frühzeitig gesichert werden. Wir haben nur etwa eine halbe Stunde dort verbracht, genug, um nochmal die großartige Stimmung aufzusaugen.


Ein Beispiel: eine Straßenkehrerin sammelte noch ein paar Stückchen Papier von der Mall, und die ungefähr 20 Meter, die sie auf der Prachtstraße zurücklegte, wurde sie von Beifall und Jubel des Publikums begleitet, als sei sie die Queen persönlich. Diese haben wir dann sogar auch noch mal gesehen, vorbeifahrend im Rolls Royce.

Gegen halb elf verließen wir die Mall, schließlich mussten noch diverse Einkäufe erledigt werden. Man kann doch nicht nach London fahren, ohne zu Hatchard's zu gehen, der ältesten Buchhandlung Londons. Das Problem da ist dann nur, sich zu entscheiden, welche Bücher man nicht kauft. Herr Dinktoc weigerte sich strikt, den Ankauf einer zusätzlichen Reisetasche in Betracht zu ziehen. Vermutlich hegte er einen Verdacht, wer sie hätte tragen müssen.

Nach diversen anderen Einkäufen wollten wir mit der U-Bahn zum Hotel, um die dort aufbewahrten Koffer abzuholen. Leider waren wegen des Jubilee-Auftriebs auf der Mall diverse Tube-Stationen gesperrt oder derart überfüllt, dass wir notgedrungen den größten Teil des Weges zu Fuß zurückgelegt haben. Reichlich fußlahm setzten wir uns in die U-Bahn nach Heathrow und dachten, wir seien früh dran. Das galt auch noch, bis wir in Heathrow ankamen.

Am U-Bahnhof stehen dann genau zwei Hinweisschilder, eins zu Terminal 4, eins zu den Terminals 1-3. Nach einer Information, wo man die Mietwagenagenturen findet, sucht man vergebens. Wir zählten ene-mene-mu, wählten irgendeinen der langen, schlecht beleuchteten, informationsfreien Gänge und marschierten eine Viertelstunde (!) lang durch die Katakomben. Im Terminal angekommen fanden wir immerhin einen Infoschalter. Dort erfuhren wir die frohe Kunde, dass die Mietwagenagenturen ihren Standort alle außerhalb von Heathrow haben, es aber einen kostenlosen Shuttle-Bus gebe, der an Haltebucht Nummer 18 abfahre. Dahin war es zum Glück nicht ganz so weit, nach nur weiteren 10 Minuten kam der Shuttle-Bus, lud ungefähr ein Dutzend Personen und ihr Gepäck ein und kurvte dann 20 Minuten lang durch eine Betonwüste, bis wir endlich an der Agentur ankamen. Da bei diesem System die Kunden immer geballt vor den zwei Schaltern aufschlagen, dauerte es nochmal eine halbe Stunde, bis der Papierkram erledigt war und wir den Schlüssel hatten.

Die allgemeine Laune war mittlerweile nicht mehr die beste (passend zum Wetter, es goss schon wieder in Strömen), hob sich aber nach ungefähr 90 Minuten Fahrzeit deutlich beim Anblick des Gasthauses, in dem unser nächstes Quartier gebucht war.



Im Jahre 1611 als Coaching Inn, also als Kutschenwechselstation gebaut, und seither ununterbrochen als Gasthaus in Betrieb, mit einer äußerst gemütlichen Gaststube, Fachwerkbalken und schiefen Fußböden in den Zimmern und einem Bücherregal auf dem Klo. Das Haus hat gehalten, was die Bilder im Internet versprachen.

(Fortsetzung folgt.)


2 Kommentare:

  1. "Das Haus" sieht ja wirklich allerliebst aus!

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  2. really lovely, finde ich auch - das nächste Mal wollen wir nämlich auch raus aus London und vielleicht nach Wales...
    ganz reizend die Reisebeschreibung... danke für so viel Mühe! ich komme wieder... :D

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