Donnerstag, 21. Juni 2012

Eine ziemlich große Kahnpartie (Day Two)

Der zweite Urlaubstag stand ganz im Zeichen des Diamond Jubilee. Die Organisatoren hatten das Britische Wetteramt nach dem sonnensichersten Sonntag gemäß langjährigem Mittel gefragt, für den dann auch das Ereignis terminiert wurde. Gemäß guter alter britischer Tradition goß es an dem Tag aber in Strömen und das Thermometer hing irgendwo bei 13 Grad fest.


Das tat der Stimmung allerdings keinerlei Abbruch. Am Sonntag bestätigte sich, was uns schon am Samstag aufgefallen war: die Londoner freuten sich aufs Feiern, alle waren gut gelaunt, auch Polizei und sonstige Sicherheitskräfte. Von so ein bisschen Wetter lässt man sich doch die größte Bootsparade auf der Themse seit 350 Jahren nicht vermiesen!

Morgens um halb zehn waren wir am Fluss, an der Uferstelle, die wir am Abend vorher ausgeguckt hatten. Dort hatten sich inzwischen aber schon die hartgesottensten Fans einen Platz gesichert, die mit Klappstuhl, Zeltplane, Schlafsack und Picknickkorb, die schon vor Tau und Tag angekommen sein mussten. Ein paar Meter weiter flußauf fanden wir dann aber den optimalen Ort, wo ein dicht am Fluß stehendes Gebäude ab dem ersten Stock so weit überkragte, dass es den Thames Footpath überdachte. Im Trockenen stehen, bei guter Sicht aufs Wasser, das war an dem Tag echter Luxus.

Die Zeit, bis die Bootsparade endlich los ging, haben wir uns mit Gucken und Schwatzen vertrieben. Die sonst so zurückhaltenden Engländer sind bei derartigen Veranstaltungen immer sehr offen - man hat ja ein offensichtliches gemeinsames Interesse und damit auf jeden Fall ein Gesprächsthema. Neben uns standen ein paar echte Londoner, in der Wolle gefärbte Cockneys. Als wir uns erstmal an ihren Dialekt gewöhnt hatten und verstanden, was sie sagten, war es recht lustig.

Gegen Mittag wurden die Zugänge zum Fluß gesperrt, und zwar bevor es zu eng wurde. Sehr angenehm, man konnte sich immer noch ein wenig bewegen und die Füße vertreten. Sehr gut gefallen hat mir der Pragmatismus des Security-Personals beim Finden einer einfachen und effektiven Lösung für Leute, die mal aufs Klo oder an die nächste Kaffeebude wollten: beim Verlassen der Sperrzone informierte man den Sicherheitsfritzen über sein Vorhaben, woraufhin der sich dicht zu einem neigte und ins Ohr flüsterte: "Password: Queen!" Bei der Rückkehr mit leerer Blase und/oder vollem Kaffeebecher ging man dann zum flugs als solchen deklarierten Password-Einlass und flüsterte der dortigen Security-Dame seinerseits ein "Queen!" ins Öhrchen, woraufhin man durch die Sperre durfte.

Gegen vier Uhr nachmittags ging es dann endlich los. Insgesamt beinahe 1000 Wasserfahrzeuge. Eine bunte Angelegenheit, besonders all die kleinen Boote mit allen Flaggen des Commonwealth, jede Menge Kajaks und Kanus mit Menschen in ihrer Landes- oder Stammestracht, dazu - wir wären nicht in England, wenn diese nicht dabeigewesen wären - eine Auswahl der "Little Ships of Dunkirk".





Dazu Segelschiffe aller Größen, Jachten, Dampfschiffe, Barkassen, Ruderboote. Mittendrin, auf einer eigens umgebauten "Royal Barge": Die Queen. Ja, ich weiß, auf diesem Foto kann man sie nur erahnen, aber live wusste man ganz genau, wer es ist!  


Ich gebe gerne zu: am Fernseher hätte ich sicher mehr von der Parade gesehen. Trotzdem möchte ich den Tag nicht missen. Die Stimmung kann keine noch so grandiose Fernsehübertragung vermitteln. (Obwohl: auf dem DVD-Recorder wartet noch die deutsche Übertragung, kommentiert von Rolf Seelmann-Eggebert, darauf, angesehen zu werden. Am nächsten Regensonntag, zum Stimmungserinnern).


Und Herr Dinktoc, dem die Queen ja eigentlich so ziemlich egal ist, ließ sich von der Stimmung anstecken und hat kräftig mitgefeiert. Den Schal hat er natürlich nur gekauft, weil es so kalt war, und die Fahne war ein Werbegeschenk. Der Mann hat's nicht leicht, ich sag's Ihnen.
(Fortsetzung folgt.)

3 Kommentare:

  1. God s(h)ave the Queen, oder wie heißt das richtig? Ich hatte jedenfalls einen warmen Hals, allerdings eiskalte Füße :-( Eisern, die Jubilarin...

    Boote gucken macht mir ja immer Spaß. Leider habe ich das Kanu mit den Maori Kriegern im Regen auf der Themse verpasst und nur im Fernsehen gesehen. Cool fand ich auch die Musikbegleitung von den Booten. Das kam sogar am Ufer noch an was da so alles gespielt wurde. Live, in Farbe und im Regen - Man waren die alle vielleicht nass.

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  2. ...nicht wenn Herr Dinktoc jetzt auch die Regenbogenpresse täglich analysieren muss, um mitzubekommen, welcher der hochgradig Inzüchtigen mal wieder von er Härte des Lebens getroffen wird....

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  3. Ich kann mir gut vorstellen, wie das dort war. Kann ja das nächste Mal selber mitmachen. In 15 Jahren oder so.

    Wie ich sehe, trägt Herr Dinktoc zur Feier des Tages ein leuchtendes Mausgrau, schick!

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