Donnerstag, 1. Juli 2010

Beglaubigte Überdosis

Heute flatterte ein Vorgang über meinen Schreibtisch (zum Glück nur vertretungsweise, jeden Tag würde ich das nicht aushalten!), das glaubt man nicht. Da geht ein Mitarbeiter in ein Projekt in fernem, fremdem Land und die Geschäftsführung stellt einen "Authorization Letter" aus, in dem sie bestätigt, dass der Mitarbeiter berechtigt ist, im Namen der Firma dort tätig zu werden. Datum, Unterschrift. So weit, so gut.
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Dann kam der Notar und beglaubigte, dass die Geschäftsführung berechtigt war, dem Mitarbeiter den Brief auszustellen. Dann kam das Landgericht und beglaubigte, dass der Notar berechtigt war, die Unterschrift der Geschäftsführung zu beglaubigen. Dann kam das Bundesverwaltungsamt zu Köln, im Namen des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland, und beglaubigte, dass die Frau Landgerichtspräsidentin tatsächlich die Frau Landsgerichtspräsidentin ist und als solche berechtigt, zu beglaubigen, dass der Notar berechtigt ist, zu beglaubigen, dass die Geschäftsführung berechtigt ist, einen Authorization Letter auszustellen.
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Dann kam der Vorgang auf meinen Schreibtisch, weil: das Ganze muss jetzt noch zur Botschaft des fernen, fremden Landes geschickt werden (und das hatte ich der urlaubenden Kollegin versprochen, damit es nicht noch mehr Verzögerung gibt), denn - damit die Behörden im fernen, fremden Land dies auch glauben - die Botschaft muss noch überbeglaubigen, dass das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland in Gestalt des Bundesverwaltungsamts zu Köln berechtigt ist, zu beglaubigen, dass die Frau Landgerichtspräsidentin usw. usf.
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Da fleht ja selbst der gemeine deutsche Amtsschimmel um Gnade.

6 Kommentare:

  1. Hhm, das wäre doch ein Fall für die Westerwave, oder? Könnte sein ganzes positives Karma in die fremde Bürokratie sprühen.

    Lass mich raten, das fremde Land liegt im Osten und man isst dort gerne KArtoffelgerichte?

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  2. Falsch geraten - noch weiter im Osten; und man isst keine Kartoffeln, sondern eher Reis und Nudeln.

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  3. Naja, immerhin glaubt das ferne, fremde Land seiner eigenen Botschaft, weil auch da könnte man ja ... aber lassen wir das ...

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  4. Wunderbar!!! Da weiß man wozu man arbeitet!!! Nämlich um diese Bürokratie mit seinen Steuern zu finanzieren!

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  5. Gut, dass Du in einer Bürokratie großgeworden worden bist. Dein Vater wäre stolz auf dich!!!!

    bdw

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  6. Lieber Herr Dinctoc:
    Nicht richtig aufgepasst: Dafür ist doch jetzt unser neuer EU-Parlamentsneuling für den abbau der Bürokratie zuständig: das bayrische Sprachwunder Edmund Stoiber!!!!!

    liebe Frau Dinctoc:
    Das seit Ihr doch selber schuld: Der noch so aufgepeppte Mitarbeiterausweis einer globalen Beratungsfirma wird niemals, und damit meine ich niemals, den Diernstausweis einer Behörde mit kleinem Dienstsiegel, ersetzen können.

    Dieser graue Lappen mit dem Bundesadler öffnete in den 90er-Jahren sogar in Südafrika
    alle sonst verschlossenen Zollläger (und die waren noch nicht einmal Kolonie von uns ;-))

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