Donnerstag, 23. Juli 2015

Kirschen

Gestern hatte ich bei unserem IT-Menschen, der im Nebenberuf Obst- und Weinbauer ist, eine Steige (= ca. 5 kg) Sauerkirschen bestellt. So präzise er in seinem Beruf ist, so vage ist er in der Mengenermittlung betreffend das Obst, das er seinen Kollegen verkauft.


Folglich schleppte er heute morgen nicht nur eine, sondern zwei Steigen in mein Büro. Meinen Blick deutete er ganz richtig und meinte nur: "Ich hab meinem Sohn gesagt, er soll eine Kiste voll pflücken, aber er hat irgendwie zwei gepflückt."

Ich: "Äh."

Er: "Nimm einfach. Die Tage hatten wir einen Hagelschauer, da wirst du sowieso noch aussortieren müssen."

Ich: "Aber die sehen alle perfekt aus, da ist doch gar nix dran!"

Er: "Hab ich ja auch schon vorsortiert. Trotzdem. Die Kirschen müssen weg. Nimm sie!!"

Ich: "Was mach ich mit so viel Kirschen?"

Er: "Rumtopf!"


Für diese gut 10 Kilo Kirschen wollte er dann sehr wenig Geld. Und ich überleg mir jetzt, wie ich mit den ganzen Kirschen fertig werde. Marmelade, Kompott sowieso, dafür waren die fünf bestellten Kilo verplant.  Den eigentlich für Sonntag vorgesehenen Aprikosenkuchen (denn gestern brachte besagter Kollege mir 2 Kilo Aprikosen) werde ich zu einem Kirsch-Aprikosen-Kuchen umfunktionieren. Morgen wird es eine Kirschsoße zu den Marillenknödeln geben.  Sonntag gibt's kirschlastige Rote Grütze als Nachtisch.

Weitere Tips, anyone?

Samstag, 18. Juli 2015

Rücksturz in die 70er

Allmählich scheint dieses Blog ein Hort der Tradition zu werden. Nachdem ich kürzlich auf Rollschuhen direkt zurück in die 80er fuhr, legen wir nun noch einen Zacken zu und begeben uns noch ein Jahrzehnt weiter zurück.
Neulich erhielt ich eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier-Grillparty für den heutigen Abend, in der von traditionellem Essen die Rede war und außerdem um eine Spende fürs Büffet gebeten wurde. Um beides zu verbinden, schlug ich die Anfertigung eines traditionellen Nudelsalates nach dem Dinktoc'schen Familienrezept vor. Meine Mutter hat das irgendwann in den frühen Siebzigern erfunden und durfte es niemals ändern. Auch ich bereite den Salat genauso zu, wie es seit Anbeginn der Zeiten gemacht wurde - inklusive Dosenpilze, die ich sonst eigentlich so gut wie nie mehr verwende.
Obwohl ich also beim Kochen heute furchtbar altmodisch war, bin ich sonst doch viel im Neuland aka Internet unterwegs; ergo berichtete ich auf Twitter in Wort und Bild von der Nudelsalatzubereitung. Was dazu führte, dass ich nun das Rezept veröffentlichen muss - ich hab's der Frau Creezy versprochen.
 
 









Warnhinweise:
  1. Da es sich um Mutters selbstgeklöppeltes Rezept handelt, sind die Mengenangaben teilweise etwas nebulös. Wie Mütter halt so sind, wenn sie "uss der Lamängg"* arbeiten.
  2. Es werden Gabelspaghetti verwendet. Die gibt es zwar überall zu kaufen, aber außer in meinem eigenen Nudelsalat hab ich sie noch nirgendwo anders zubereitet gesehen. Seid versichert: es geht.
  3. An alle Vegetarier: ihr müsst jetzt ganz stark sein. In dem Nudelsalat ist Fleischwurst drin, der geht nicht ohne. Natürlich kann man ihn ohne Fleischwurst machen, aber dann ist es nicht mehr Mutters Nudelsalat. (Von  meiner Mutter könnte durchaus der Satz stammen "Ach, du isst kein Fleisch? Dann nimm vom Nudelsalat, da ist nur Wurst drin.")
  4. Zum benötigten Werkzeug gehört ein Eierschneider. Nur der schneidet hartgekochte Eier in Stücke der genau richtigen Dicke. Außerdem erinnert er mich schwer an meine Kindheit, als ich auf den Schneidedrähten immer versuchte, Gitarre zu spielen. (Wir hatten ja nichts. Jedenfalls keine Gitarre.)
 
Man nehme:
 
250g Gabelspaghetti
1 Dose (ca. 230 ml Abtropfgewicht) Champignons, 1. Wahl (ich nehme immer ganze Köpfe und scheible sie selbst, weil ich die festere Konsistenz mag - im Vergleich zu bereits geschnittenen Pilzen. Die kann man aber natürlich auch verwenden)
1 mittelgroße Zwiebel
ca. 150g Fleischwurst
6-7 saure Gurken (etwa fingerdick und -lang; Menge entsprechend variieren)
3 Eier
ca. 150-200ml Öl (neutrales, z.B. Sonnenblumen)
2 EL Essig (ganz traditionell: Wein-Branntweinessig)
Salz, Pfeffer, ggf. Gurkenbrühe

Nudeln in Salzwasser weich kochen, abgießen. 2 Eier hart kochen. Die Zwiebel, Fleischwurst, Gurken fein würfeln, die Pilze in Scheiben schneiden. Die Eier mit der Gitarre dem Eierschneider einmal längs und einmal quer durchschneiden, so dass man mehr oder weniger rechteckige Stücke hat.  Alles in eine große Schüssel tun.
Das verbliebene Ei aufschlagen, mit dem Mixer verrühren. Erst tropfenweise, dann in dünnem Strahl Öl zugießen und stetig weitermixen, bis eine sämige Mayonnaise entsteht. Essig, Salz und Pfeffer einrühren. Mayonnaise über die Salatzutaten gießen und gut durchmischen. Ein paar Stunden ziehen lassen, probieren und dann ggf. nochmal nachwürzen. Scheint der Salat zu trocken, kann man ein wenig Brühe aus dem Saure-Gurken-Glas angießen.

Viel Spaß bei der Zeitreise! Und ich muss dann jetzt gleich los zur Grillparty. Mal gucken, wie der olle Nudelsalat dort ankommt.

 
*Rheinisch für "Pi mal Daumen"