Freitag, 25. Januar 2013

#Aufschrei

My two Cents zur derzeitigen lautstarken und teils wenig differenzierten Debatte auf Twitter:

Ich halte den alltäglichen Sexismus, ohne ihn gutzuheißen, für einen Teil eines grundsätzlichen Problems: Jeder Mensch verhandelt jeden Tag in Interaktion mit anderen Menschen seinen Platz in der Gesellschaft. Jeder Mensch möchte was zu sagen haben. Manche vertreten ihren Anspruch sehr offensiv und anderen dabei absichtlich auf die Zehen.

Frauen haben es da schwerer als Männer, zum einen wegen der meist vorhandenen körperlichen Unterlegenheit, zum anderen häufig aufgrund ihrer Sozialisierung, als Frau hätten sie zurückhaltend und brav zu sein. Das nutzen manche Männer aus: Anmache, anzügliche Witze und körperliche Übergriffe sind weniger Ausdruck eines sexuellen Verlangens als eine Machtdemonstration. Man(n) will wissen, wie weit man gehen kann. Wann kommt Widerstand? Wieviel lässt das Gegenüber sich gefallen?

Da war der Kollege, der zum Test, wie ich denn so drauf wäre, im Abteilungskreis einen anzüglichen Witz erzählte. Ich habe ihn ausreden lassen und dann mit trocken-gelangweiltem Ton und ausdruckslosem Gesicht "haha" gesagt. Er hat nie wieder derartiges versucht - weil ihm klar war, dass er Kontra bekommen würde.

Da war aber auch die Kollegin, die mit Bambiblick und zartem Stimmchen sagte "ach, da kenne ich mich noch nicht so aus, könnten Sie das nicht für mich machen ...?" und nach vier Wochen bei allen, Männlein wie Weiblein, auf Granit biss und dann doch selber ihre Arbeit tun musste.

Und die Moral aus der Geschicht'?

Leute, wehrt euch! Macht euren Standpunkt deutlich, benennt eure Grenzen. Wenn ihr euch allein nicht traut, sucht euch Hilfe. Bittet eine Kollegin, einen Lehrer, eine(n) Vorgesetzte(n), wem immer ihr vertraut, um Hilfe. Tut etwas! Für sich selber einstehen muss man tatsächlich selbst, das nimmt Euch niemand ab. Es ist eine unbequeme Wahrheit, dass zur Belästigung immer zwei gehören: der, der belästigt, aber auch der, der sich belästigen lässt. Tut was dagegen!

Edit: nachdem ich am Wochenende die weiteren Diskussionen verfolgt habe, scheint mir eine Klarstellung nötig. Ich unterstelle keinesfalls einer Frau (oder einem Mann), die/der sich aus welchem Grund auch immer nicht wehrt, nicht wehren kann, eine Mitschuld!
Natürlich wäre es besser, wenn Belästigungen erst gar nicht vorkämen, egal von wem und an wen gerichtet. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg und die derzeitige Debatte hoffentlich ein großer Schritt darauf. In der Zwischenzeit ist es wohl nötig zu lernen, sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen (ohne seinerseits anderer Leute Grenzen zu überschreiten. Ein Minenfeld.).

Sonntag, 13. Januar 2013

Kleine Kulturgeschichte des Toilettengangs in Zeiten des Multitaskings

Auf der ersten Geburtstagsfeier des Jahres saßen die üblichen Verdächtigen beisammen. Wie wir auf dieses sehr spezielle Thema kamen, habe ich dankenswerterweise schon wieder vergessen - jedenfalls erläuterte ein Gast plötzlich recht detailliert, was alles er sonst noch so tut, wenn er auf dem Klo sitzt.

Wir lauschten gebannt seiner Schilderung, wie er mit der rechten Hand die Zähne putzt, während er in der linken Hand ein Sudoku-Heft hält. Sobald er wieder eine Zahl herausbekommen hat, legt er das Heft auf dem linken Oberschenkel ab (wir erfuhren, das sei unangenehm kalt) und fischt mit Links nach einem Stift, um sodann mühevoll mit der linken Hand - weil er ja eigentlich Rechtshänder ist - die Ziffer einzutragen. Die größte Schwierigkeit ist offenbar, gleichzeitig mit einer Hand zu schreiben und mit der anderen die kreisende Zahnputzbewegung beizubehalten. Das Ganze natürlich unter Fortführung sonstiger körperlicher Verrichtungen.

Ein weiterer Gast war von der Geschichte derart fasziniert, dass in seinem Kommentar die Gedanken ein klein wenig durcheinandergerieten: "Wenn ich auf'm Klo sitze, ist Pinkeln das Letzte, woran ich denke!"

Man fragt sich ...!