Mittwoch, 11. Dezember 2013

Wie Gott im Elsaß

Man muss nur einen kennen, der einen kennt, der weiß, wo man - für wenig Geld - hervorragend essen kann, mitsamt Übernachtung und Frühstück am nächsten Morgen.

So kamen wir zu einem Wochenende in Frankreich. Familie K. vom Stammtisch kennt einen, der regelmäßig ein Restaurant in Woerth im Elsaß besucht, fuhr angeregt von dessen Schwärmerei selber hin und kam genauso schwärmend wieder zurück. Als der Stammtisch vor ein paar Wochen mal wieder zusammensaß, schwärmten sie so laut und ausdauernd, dass acht Leute, Familie K. inklusive, spontan beschlossen, sich an einem der Adventswochenenden gemeinsam der Völlerei hinzugeben. Gesagt - gebucht. Letzten Samstag ging's los.

Das Hotel-Restaurant "La Chaumiere" in Woerth wirkt von außen unscheinbar, fast ein bisschen schäbig. Die Gästezimmer sind wunderbar altmodisch, schätzungsweise etwa 1965 zuletzt renoviert. Sie verfügen immerhin über eine Waschgelegenheit mit fließend kalt und warm Wasser (in getrennten Hähnen). Familie Dinktocs Raum hatte eine blaugrüne Blümchentapete, einen riesigen Kleiderschrank, in dem man mühelos nicht nur einen, sondern etwa 3-4 Liebhaber hätte verstecken können (ich erwähne das natürlich nur theoretisch, um die Dimension des Schranks zu verdeutlichen!) und ein Bett mit einer dieser gesteppten, mit Rüschen versehenen Nylon-Tagesdecken in Creméweiß samt passenden Zierkissen. Toilette und Dusche befinden sich auf dem Flur und sind nicht geheizt. Man kommt erst gar nicht auf die Idee, eine Zeitung mit aufs Klo zu nehmen oder gar ein Smartphone. Überhaupt, für einen Internetmenschen ist das Hotel quasi nicht existent. Keine Website, und von W-Lan hat man offenbar noch niemals gehört.

Der Restaurantraum ist riesig groß und eingerichtet wie ein großbürgerliches Wohnzimmer der 1960er Jahre, mit Teppichen, Vorhängen und hochlehnigen Stühlen mit bestickten Polstern. Die Tische sind mit Leinentischdecken, Stoffservietten sowie einem Sammelsurium von Gläsern und Bestecken liebevoll gedeckt und irgendwie wirkt das Ganze sehr stimmig, obwohl diverse Jahrzehnte verschiedener Dekorationsmoden zusammenkommen.     

Herz und Hirn des Ganzen ist Madame Waechter, eine Dame, auf die diese Bezeichnung wirklich passt. Sie muss annähernd 80 Jahre alt sein, hat aber den Laden voll im Griff, kennt ihre Weinkarte in- und auswendig und weiß ihre Gäste sehr gut einzuschätzen. Ihre Empfehlungen waren durchweg hervorragend.  



Pünktlich um 19 Uhr begann das Gelage. Als erstes machten wir eine Flasche Crémant auf, eiskalt und staubtrocken. Der hat sogar mir geschmeckt, die sonst ihren Jahresbedarf an alkoholischem Blubberwasser mit dem einen obligatorischem Schluck Sekt in der Silvesternacht deckt. Und dann ging's auch schon los mit dem Gruß aus der Küche: warmes, knuspriges Brot mit leicht gedünsteten Apfelstückchen und einer Scheibe Blutwurst. Gerade als der solcherart appetitangeregte Magen zu knurren beginnen wollte, kam der erste Gang:  


Hausgemachte Leberpastete mit Quitten-Mandel-Mousse, dazu Gewürztraminer. Das anschließende Gemüsesüppchen wurde von einem weißen Cote du Rhone begleitet. Dem folgte der Fischgang - Ravioli mit Kabeljau- und Lachsfüllung in einer Dillsoße, die so gut war, dass wir extra Brot bestellten, um sie bis zum letzten Tropfen auftunken zu können. Fisch muss schwimmen, und so musste eine Flasche Elsässer Riesling dran glauben. Nach dem Fisch stellte sich ein erstes leises Sättigungsgefühl ein. Dem begegnete der vierte Gang: ungefähr drei Teelöffel voll Zitronensorbet mit Rum und Minze, schön kühl und irgendwie Platz schaffend für die nächste Runde.

Voilá! Kalbsrücken mit Pilzen, lecker Sößchen und Herbstgemüsen. Dazu natürlich einen Rotwein, wieder ein Cote du Rhone. Damit waren wir nun eigentlich wirklich völlig gesättigt, aber ein Gang musste noch rein: le dessert. Ein Gedicht aus Blätterteig mit hauchdünnen Apfelscheiben, Vanilleeis und Karamelsauce.
Zum Magenaufräumen gab es Espresso und Mirabellenbrand und dann fielen wir auch schon erschöpft in die Betten, nachdem wir vier Stunden getafelt hatten.



Fazit: Fahret zahlreich hin und sorgt dafür, dass es das Angebot noch lange gibt. 60 EUR pro Nase für dieses gigantisch gute 6-Gänge-Menü, Übernachtung und üppiges Frühstück. Getränke gehen extra und beliefen sich bei uns auf 21 EUR / Person, und das für die Vernichtung von 1 Flasche Sekt, vier Flaschen Wein, 6 Flaschen Wasser, diversen Schnäpsen und Espressi.

Mittwoch, 20. November 2013

Jahresendzeitstimmung

Ein Bekannter erzählt, seine Firma richte keine Weihnachtsfeier mehr aus, sondern eine "Jahresendfeier". Die Umbenennung soll angeblich der Integration nicht-christlicher Menschen dienen. 

Diese Art vorgeblicher politischer Korrektheit finde ich, mit Verlaub: Kacke! 

Bei uns in der Firma arbeiten Leute aus fast 30 Nationen, und ich habe noch keinen chinesischen oder algerischen Kollegen sich beschweren hören, dass hier, im Büro in Deutschland, nach wie vor eine Weihnachtsfeier stattfindet. Die Büros in Jeddah, Moskau und Neu-Delhi arbeiten während der westeuropäischen Weihnachtszeit, und deutsche Kollegen vor Ort arbeiten mit. Dafür haben sie am orthodoxen Weihnachtsfest, am Opferfest, an Divali frei.

Ins Ausland entsandte Kollegen haben die vor Ort üblichen Arbeitszeiten und Feiertage. Das ist hier seit Jahrzehnten Usus, einfach, weil es am praktischsten ist und weil es eben auch eine Respektsbezeugung ist, im Ausland die dortigen Feste mitzufeiern und sich am lokalen Brauchtum zu beteiligen.

Wenn ich hier kurz vor Weihnachten selbstgebackene Plätzchen und kleine Schokonikoläuse in die Firma mitbringe, freut sich der irakische Kollege darüber genauso wie der französische. Oder soll ich dem türkischen Kollegen keinen Schokoweihnachtsmann anbieten, bloß weil er den eventuell als christliches Symbol verstehen könnte? Und was ist mit dem deutschen Atheisten, der aber trotzdem gerne Schokolade isst?

Warum beschneiden wir uns selber unserer Buntheit? Integration bedeutet doch wohl nicht, alle Farben solange auszuwaschen, bis nur noch ein labberiges Einheitsgrau übrig ist, ein fades, nichtssagendes, bedeutungsloses Etwas, mit dem sich niemand mehr identifizieren kann.

Außerdem stellt sich mit dem Begriff "Jahresendfeier" die politische Korrektheit geradezu selbst ein Bein: Das Jahr geht zu Ende, ja: in der westlichen Welt. Das Jahr 1435 islamischer Zeitrechnung hat vor zwei Wochen angefangen; das Jahr 5774 der jüdischen Zeitrechnung begann dieses Jahr an unserem 4. September. Das chinesische Neujahr findet am 31. Januar 2014 christlicher Zeitrechnung statt, das kurdische Neujahr fällt auf die Tag-und-Nachtgleiche im Frühjahr. Diese Eurozentrik grenzt an Neo-Kolonialismus und ist umso schlimmer, da sie im Mäntelchen der politischen Korrektheit daherkommt.

Um mich wieder zu beruhigen, werde ich jetzt Jahresendplätzchen backen.

Mittwoch, 13. November 2013

Anruf aus Merkwürdistan

Da kommt man Sonntagabend aus dem Urlaub und findet auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht des Tierheims: "... es geht um Ihren Kater Leopold, den Sie vor einiger Zeit [vor fast 3 Jahren!] von uns übernommen haben. Keine Sorge, nichts Schlimmes, bitte mal zurückrufen."

Man macht sich natürlich trotzdem Sorgen und ruft am Montagmorgen im Tierheim an. Es stellt sich heraus, dass sich vor kurzem der Vorbesitzer des Herrn Leopold gemeldet hat, und es wäre ihm ja klar, dass der Kater ein neues Zuhause hat, und er wolle ihn ja gar nicht zurück, aber seine Tochter würde das Tier ja so vermissen und würde Leopold so gerne noch einmal sehen, um sich zu verabschieden. Dieser Mensch hat so lange auf die Tierheimdame eingeredet, bis sie zugesagt hat, bei uns nachzufragen, ob wir damit einverstanden wären.

Sind wir nicht.

Was ist das für eine merkwürdige Anfrage? Nach fast 3 Jahren, in Worten DREI JAHREN, die Leopold schon bei uns ist, fällt dem Menschen ein, mal beim Tierheim nachzufragen? Der Kater wurde seinerzeit in Mainz auf der Straße gefunden und ins Tierheim gebracht, wo er mehrere Wochen (!) saß, bis wir ihn adoptierten (oder eher: er uns, aber das ist eine andere Geschichte). Wenn die Tochter ihren Kater so vermisste - was ich ja nachvollziehen kann - warum hat der Vater damals nicht das Naheliegendste getan und die Tierheime der Umgebung abtelefoniert?

Für die Tochter tut's mir schon ein bisschen leid, aber ich möchte einfach meine Telefonnummer und Adresse nicht an solch seltsame Menschen geben. Meine Befürchtung (und auch die der Tierheimdame, das war zwischen den Zeilen zu hören) ist, dass wir dann zukünftig jede Woche mit einem Anruf rechnen müssten, ob es dem Leopold denn wirklich gut geht und ob man ihn nicht mal wieder besuchen darf und ob und ob und was weiß ich. Will ich nicht.

Wie seht ihr das?

Samstag, 26. Oktober 2013

Der Mörder ist immer der Gärtner

Oder auch nicht.
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Jedenfalls nicht am letzten Wochenende, als sich das Literaturkränzchen aufmachte, in der gefährlichen, wilden Eifel auf Mörderjagd zu gehen. Vor einiger Zeit hatte Frau O. einen runden Geburtstag zu feiern und bekam als Gemeinschaftsgeschenk diese Mörderjagd anverehrt, im Rahmen eines Wochenendes im Krimihotel in Hillesheim, mit gutem Essen und die geistige Leistung unterstützenden Getränken.
 

 
So eine mörderische Aufgabe kann man nicht alleine angehen, und daher "opferten" die beiden anderen Damen des Literaturkränzchens vollkommen uneigennützig ein Wochenende und fuhren mit Frau O. nach Hillesheim. Bereits die Anreise trainierte ein wenig den detektivischen Spürsinn, denn wegen diverser gesperrter Autobahnabfahrten musste ungeplant quer durchs Eifelland "über die Dörfer" gesteuert werden. Das klappte problemlos: ein gutes Omen also für den nächsten, kriminalistisch anspruchsvollen Tag.
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Die Zimmer im Hotel sind höchst individuell eingerichtet, jeweils nach einem Krimithema. Der Raum, den ich mit Frau K. teilte, hieß "Der Tod auf dem Nil" und verfügte folgerichtig über ein Riesenbild mit einem grübelnden Hercule Poirot vor den Pyramiden und einen echt kolonial-britischen Tropenhelm an einer Garderobe aus Rattan. Nur der bedruckte Duschvorhang erinnerte weniger an Agatha Christie als an Alfred Hitchcock ...
 
 
Frau O. wohnte im "Schwedenkrimi"-Zimmer mit Plüschelch-Jagdtrophäe überm Bett, Filmplakaten mit dem Bild von Stieg Larssons Lisbeth Salander an der Wand und einem Fensterrollo, das eine nordische Landschaft hinter Gitterstäben zeigte. Eine schwedische Gardine also.
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Auf einem kleinen Rundgang durchs Städtchen entdeckten wir eine imposante Burgruine, nette kleine Läden und zahlreiche Hinweise auf den Status Hillesheims als "deutsche Krimihauptstadt". Im Kriminalhaus beispielsweise könnte man ganze Tage verbringen - gemütliches Café und Bibliothek unter einem Dach. Bis man sich durch die ca. 27.000 Bücher gelesen hat, muss man eine Menge Kaffee konsumiert haben.



Das Zentrum des Verbrechens war Hillesheim in der Tat am Samstag ab 10 Uhr. Pünktlich wurde der Mord begangen (der, wie sich herausstellte, nur die Folge eines anderen Mordes war), und die Ermittlungen kamen in Gang. Den ganzen Tag waren diverse Grüppchen von Leuten damit beschäftigt, Zeugen, Verdächtige und verdächtige Zeugen zu befragen, Akten zu lesen und Tatortfundstücke zu begutachten. Aus alldem wurden Theorien entwickelt, heftig diskutiert, wieder verworfen und neu entwickelt. Frau O., Frau K. und ich hatten gegen Mittag eine Arbeitshypothese aufgestellt, wie die beiden Morde zusammenhingen und wer sie begangen hatte. Nach der Mittagspause nahmen wir nochmalige Zeugenbefragungen vor zwecks Verifizierung bzw. Widerlegung unserer Hypothese. Wir waren uns schon ziemlich sicher, wer es war, aber das entscheidende, stützende Indiz entdeckte Frau O.: einen Ring, den Opfer Nr. 1 auf einem Bild an seiner Halskette trug und der jetzt am Finger unseres Lieblingsverdächtigen steckte. Der war tatsächlich der Mörder, und wir ernannten Frau O. zu unserer Kriminalhaupt- und Höchstkommissarin. Das musste natürlich angemessen gefeiert werden: abends stießen wir mit Rotwein (Frau K.), Weizen (Frau O.) und Kölsch (ich) an. Aber nicht zu heftig, schließlich wollten wir unsere fünf Sinne beieinanderhalten, damit das alte Filmplakat im Hotelflur nicht noch Wirklichkeit würde:

 
Fazit: ein sehr gelungenes Wochenende mit Denksportaufgabe, sehr gutem Essen, megageilem Wetter (Glück gehabt!) und jeder Menge Spaß. Hillesheim, wir kommen wieder!


 

Freitag, 9. August 2013

Erstbesteigung

Heute morgen um Sieben, ich war gerade aufgestanden, hörte ich Madame La Katz maunzen, im Takt wie ein Metronom. Das macht sie manchmal, wenn sie sich selbst Mut zusprechen will. Und tatsächlich, plötzlich tauchte sie am oberen Ende der Treppe auf. Genau zwei Monate hat Ihro Zickenhoheit das niedliche, ängstliche Kätzchen gebraucht, um sich über den neuen Treppenbelag nach oben zu trauen. In Flur, Ankleide und Bad wurde sodann alles besehen, beschnuppert und misstrauisch geprüft, ob wir eventuell - was Katzfuzius verhüten möge - ein Möbelstück verrückt oder sogar - um Bastets Willen - Katze Monas Schlafkissen anzufassen gewagt hätten.
Mit Spannung harrte ich dem Urteil Ihrer Hoheit und war sehr erleichtert, als die Prinzessin alles in Ordnung fand.
"Du darfst mich jetzt streicheln. Aber nur kurz, ich will nämlich mein Frühstück haben!"

Mittwoch, 7. August 2013

Was lange währt, wird endlich Terrasse

Vor unserer Küche befindet sich eine winzige Terrasse - nicht mehr als 5 qm groß. Als seinerzeit beim Umbau die Hauswände gedämmt wurden, bekam die Terrasse einen abdichtenden Belag aus "Elefantenhaut", und mehr wurde nicht gemacht. 

Aber im Rahmen der diesjährigen Hausbauwochen wurde der Bauarbeiterdreikampf Treppenbelag - Geländer - Terrassenbelag ausgerufen. Vergangene Woche war als letztes eben die Terrasse dran. 

Das "Vorher"-Bild zeigt die Elefantenhaut und schon die erste angeschraubte Holzlatte vom Unterbau: 


Ein geübter Schreiner macht schon was aus: der Mann hatte ruckzuck den ganzen Unterbau installiert und schneller, als ich gucken (und fotografieren) konnte, eine Aluplatte draufgeschraubt und darauf eine doppelte Dichtungsschicht geklebt.



Auf die wiederum kam dann der "Endbelag": Steingranulat in hellgrau mit ein paar rötlichen Einsprengseln. Die Abschlusskanten wurden einfach an die Wand geklebt und mit Silikon abgedichtet, und nach nur einem Tag Arbeit war die Terrasse fertig.


Ist richtig schön geworden und inzwischen auch eingeweiht durch ausgiebige Wochenend-Terrassen-Frühstücke und Zeitungsleseorgien. Heute vor 3 Jahren war unser Umzugstag, und jetzt endlich sind die Arbeiten im und direkt am Haus geschafft.


Bitte schalten Sie auch nächstes Jahr wieder ein, wenn es heißt: Hof- und Gartengestaltung! 

Mittwoch, 3. Juli 2013

Eintracht


Ich könnte ja jetzt behaupten, dass die beiden immer so einträchtiglich nebeneinander hocken, aber das wäre gelogen. Im Gegenteil, dieses Bild ungetrübter Zweisamkeit musste ich sofort fotografisch festhalten, denn es ist - leider - eher ungewöhnlich und entstand, weil die Stubentiger sich versammelt hatten, um mit strengen Blicken ihr Abendessen zu reklamieren.  

Dienstag, 2. Juli 2013

Sommerwandertag

Seit Februar haben wir den monatlichen Wandertag  sträflich vernachlässigt. Irgendwas war ja immer: im März fiel der Wandersonntag auf Ostern, da mussten alle absagen wegen allfälliger Familienfeiern. Im April war die Wanderung schon geplant; Treffpunkt, Fahrgemeinschaften und Picknick organisiert - und dann haben wir es im letzten Moment abgeblasen, weil das Wetter so dermaßen übel war, dass auch der hartgesottenste Wanderjunkie keine Lust auf Fußmärsche hatte. Im Mai war der eine im Urlaub, der nächste hatte Rücken und der dritte bereitete einen Umzug vor. Plötzlich war es Juni, und wieder waren die meisten verhindert, aber immerhin haben es vier wanderwillige Stammtischangehörige geschafft, eine Route zu finden, die Wanderschuhe einzupacken und Sonntagmorgen in den Odenwald zu fahren. 
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Drei Tage vor dem Wandersonntag kam ich auf die glorreiche Idee, des Herrn Pathologen Lust zum Mitwandern zu erfragen - schließlich wohnt er mehr oder weniger um die Ecke - und siehe: er war willens und bereit, sogar zusammen mit Tochter, die 12 km in Angriff zu nehmen.


Das war ein perfekter Sonntag: 20 Grad, leichter Wind, Sonne, wunderbare Landschaft, ein abwechslungsreicher Weg durch Wald und Feld, das Ganze in netter Gesellschaft. Hinterher noch eine Einkehr in einen alten Dorfgasthof mit schön begrüntem Innenhof.
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Die monatelange Wanderpause merke ich übrigens schon: in den Oberschenkeln zwickt und zwackt die Muskelkatze; und nach dem Abendessen versank ich recht schnell in ein ziemliches Sofakoma, aus dem ich nur hochkam, um endgültig ins Bett zu kriechen.

Montag, 1. Juli 2013

Treppenhaus is fertisch

Am Freitagmorgen, überpünktlich bereits um 7.30 Uhr, standen die Handwerker vor der Tür, um den noch fehlenden Handlauf an der Treppe anzubringen. Es sieht zwar nicht so aus, aber es war recht knifflige Kleinarbeit mit Schweißen, hier und da ein wenig Nachfeilen und hinterher gründlich polieren - insgesamt etwa 6 Stunden Arbeit!


Dafür ist es aber so schön geworden, wie wir es erhofft hatten. Und der Herr Leopold, der während der Arbeiten ziemlich unsichtbar war, denn das zischende Schweißgerät und der brummende Industriestaubsauger waren ihm nicht geheuer, war natürlich der Erste, als es darum ging, die fertige Arbeit zu inspizieren.


Nur Madame Katze weigert sich immer noch, die Treppe zu betreten. Ich vermute, sie testet heimlich nachts die ersten Stufen, um uns dann so etwa in drei Wochen mit ihrem plötzlichen und höchst unerwarteten Auftauchen im Schlafzimmer zu erschrecken.

Dienstag, 18. Juni 2013

Tripp trapp, die Treppe

Die Treppe vom Erdgeschoß in den ersten Stock drohte beinahe zu einer unendlichen Geschichte zu werden. Genauer: der Treppenbelag. Herr Dinktoc und ich pflegen in unserer Ehe ein seltsames Ritual: wann immer es um größere Anschaffungen geht, sind wir uns entweder sofort einig, was wir wollen - oder es dauert e-w-i-g, bis wir einen Kompromiss gefunden haben.
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Die Auswahl des Treppenbelags fiel in die zweite Kategorie. Als wir seinerzeit das Haus umbauten, schoben wir den Innenausbau des Treppenhauses erst mal auf, bis die Zahlen auf dem Konto wieder etwas freundlicher aussehen würden. Gut ein Jahr nach unserem Einzug wurde dann der Innenputz und Tapete angebracht und die Kellertreppe gefliest. Das ist jetzt auch schon fast zwei Jahre her, die wir phasenweise damit verbrachten, uns über mögliche bzw. unmögliche Treppenbeläge zu streiten.
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In diesem Frühjahr fanden wir dann endlich auf einer Baufachmesse einen Bodenbelag, mit dem wir beide einverstanden waren: ein graues Vinyl, das ein wenig wie Laminat aussieht, aber eine deutlich rauhere Oberflächenstruktur hat. Diese Rutschhemmung war uns wichtig, da wir erstens eingefleischte Socken- und Barfußläufer sind und zweitens ein arthrosegeplagtes Katzentier haben, das ebenfalls Griffigkeit unter den Pfoten benötigt.
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Letzten Montag rückte dann der Monteur an, brachte mit Spanplatten den notwendigen Höhenausgleich zuwege und sägte und klebte wie ein Weltmeister. Mittwochmittag war er, genau nach Plan, fertig mit der ganzen Chose.

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Dann riefen wir den Schlosser wegen des Geländers an. Dieses war übrigens ein Fall - siehe oben -der ersten Kategorie: auf der Messe gesehen, den Gatten angeblickt, gegenseitig zugenickt, fertig. Praktischerweise  kommt der Schlosser aus unserem Ort. Die Geländerteile wurde nach Katalog bestellt, der Schlosser kam zum Ausmessen und hat die Teile dann für unser Treppenhaus angepasst.
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Leider erzählte er uns am Mittwoch, er könne nun doch nicht wie geplant am Donnerstag kommen, denn sein Geselle sei erkrankt und allein könne er das nicht machen. Unser Jammern über die Aussicht auf zwei Wochen ohne Geländer (und somit ein ziemlich tiefes Loch bis in den Keller) bewogen ihn dann aber, seinen Gesellen anzurufen und nach dessen Selbsterklärung, am Samstag wieder gesund zu sein, anzubieten, dann eben samstags zu uns zu kommen und das Geländer zu montieren. Gesagt, getan, und dafür standen wir Samstag sogar freiwillig um halb sieben auf. Samstagmittag um halb eins war das Geländer festgeschweißt und -geschraubt. Nur der Handlauf fehlt noch, der bedarf noch einiger individueller Anpassungsmaßnahmen und wird dann in zwei Wochen angebracht.
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Unsere Urlaubswoche haben wir allerdings nicht nur damit verbracht, dem Handwerker bei der Arbeit zuzusehen, sondern selber lauter Dinge erledigt, die man so gerne aufschiebt, weil sie ein normales Wochenende unzulässig verkürzen würden: Keller aufräumen, Küche generalreinigen, Badschrank ausmisten, Unkraut aus den Fugen im Hof kratzen, Garage aufräumen, alle Fenster putzen. Es war ein ganz ordentliches Sportprogramm, aber ich bin froh, dass all diese Arbeiten nun auch endlich mal wieder erledigt sind!
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Das arthrosekranke und davon abgesehen auch ziemlich neurotische prinzessinnenhafte Katz übrigens weigert sich noch, den neuen Treppenbelag zu betreten. Das ist nicht mehr ihre Treppe, und überhaupt sind wir alle doof. Madame hat ihren Hauptwohnsitz jetzt im Wohnzimmer aufgeschlagen und nimmt übel. Ich bin gespannt, wie lange sie braucht, bis sie sich nach oben traut.
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Freitag, 26. April 2013

Fliehende Butterpäckchen

Der Kühlschrank, die unbekannte Höhle.
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Jedenfalls, wenn man den Klagen des weiblichen Teils der Stammtischbelegschaft lauscht. Offenbar sind alle zugehörigen Ehemänner unfähig, im Kühlschrank irgendetwas zu finden, auch wenn es seit etlichen Jahren dort einen Stammplatz hat. Jede Frau konnte mehrere Beispiele aus dem Ärmel schütteln.
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Die Männer hörten sich das an und versuchten, schuldbewußte Gesichter zu machen. Herr F.S. ging schließlich zum Gegenangriff über und meinte, der durchschnittliche Familienkühlschrank sei aber auch so voll, dass es schwer sei, irgendetwas darin zu finden. Dieses Argument ist aber nicht schlüssig, wenn beispielsweise die Butter immer am selben Platz liegt, seit 20 Jahren schon. Herr F.S. vertrat die Theorie, dass er alles wahrnimmt, was so im Kühlschrank herumliegt, nur um den gesuchten Artikel gebe es so eine Art schwarzes Loch, und deswegen sähe er die Butter nicht. Ich konterte, dann müsse er ja nur in den Kühlschrank blicken, aus dem Augenwinkel das schwarze Loch lokalisieren und dann dort hingreifen.
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"Papperlapapp!" bekam ich zu hören. Früher, also: ganz früher, als Mann das Essen noch persönlich jagte, sei sowieso alles besser gewesen. Vor meinem inneren Auge erschienen galoppierende Butterpäckchen, rudelweise in den Sonnenuntergang fliehend. Aber Herr F.S. hatte die Zeiten gemeint, als man sich unauffällig an Mammuts anschleichen musste, um sie heimlich zu melken, um sodann aus Mammutmilch Mammutbutter herstellen zu können. Nun ist Herr F.S. zwar der Älteste in der Stammtischrunde, aber ich bezweifle doch ein klein wenig, dass er jemals an einer Mammutjagd teilgenommen hat.
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Frau B.S. (die leidgeprüfte Ehefrau des F.S.) brachte die Diskussion zurück in pragmatischere Bahnen mit dem Vorschlag, künftig Kühlschränke herzustellen, die nur etwa 20 cm tief sind, dafür aber zwei Meter breit. Das sei übersichtlicher, auch wenn man dann suchende Blicke hin und her schweifen lassen müsse. Herr F.S. schielte über seine Lesebrille und plädierte für einen zwanzig Meter tiefen Kühlschrank, er jedenfalls könne dann ohne Brille gut erkennen, was ganz hinten liegt. Aber: die Butter gleich vornean würde er dann ja wieder übersehen!
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Als erfahrener Ingenieur hatte Herr F.S. aber schließlich die optimale Lösung: ein Kühlschrank mit Ausgabeschacht und angeschlossenem Computer, so wie die modernen Apotheken heutzutage. Man tippt den Namen des gewünschten Artikels ein, es surrt, klappert, macht "klonk" und das Benötigte fällt aus dem Ausgabeschacht. Schinken zum Beispiel. 
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Allein Herr V.E., der die Debatte bisher schweigend verfolgt hatte, war auch damit noch nicht zufrieden. Es sei doch viel zu kompliziert für einen Kerl, ein so langes Wort wie "S-C-H-I-N-K-E-N" einzutippen. "Das", sagte er, "macht dann meine Frau".

Montag, 25. März 2013

Backe backe Kuchen

Am Wochenende habe ich zuerst ein Backwerk und anschließend ein Foto davon produziert, das ich - zwecks Anregung republikweiter Speichelproduktion - auf Twitter veröffentlichte. Dies wiederum führte zum allgemeinen Wunsch eines einzelnen Herrn nach dem Rezept. Es handelt sich übrigens um eine Mascarponecreme-Tarte, im Originalrezept mit Himbeeren; ich habe gemischte Beeren verwendet.
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Und das Rezept geht so:

Für den Teig:
100g kalte Butter, in Stückchen
70g Zucker
1 Prise Salz
1 Ei
200g Mehl
30g gemahlene Mandeln

Butter, Zucker und Salz in einer Rührschüssel mit den Knethaken des Handmixers verrühren, bis Zucker und Butter vollständig vermischt sind. Das Ei hinzugeben und weiterrühren, bis keine Butterklümpchen mehr übrig sind (wichtig, sonst sind nachher Löcher im Teig!). Das Mehl und die Mandeln zugeben und nur so lange weiterrühren, bis ein geschmeidiger Teig entstanden ist. Wird Mürbeteig zu lange gerührt, wird er zäh! Den Teig zu einer Kugel formen, in Frischhaltefolie packen und mindestens 1 Stunde im Kühlschrank kühlen.

Eine Tarteform (28 cm Durchmesser; oder eine Springform) mit ein wenig Öl oder flüssiger Butter einfetten. Ofen auf 200 Grad Ober/Unterhitze vorheizen. Den Teig ausrollen (unter Folie; oder mit bemehlter Teigrolle), in die Form legen, Rand andrücken. Überstehenden Teig abschneiden und ggf. an "Fehlstellen" anflicken, so dass eine gleichmäßige "Teigschüssel" in der Form entsteht.
Einen Bogen Backpapier auf den Teig legen (eckiges Backpapier an den Ecken einschneiden und damit an die runde Backform anpassen. Mit Backkügelchen beschweren (genausogut kann man ca. 500 g getrocknete Erbsen nehmen). Die Kügelchen müssen gleichmäßig verteilt sein, sonst wirft der Teig Blasen. 18 Minuten backen.
Aus dem Ofen nehmen, Backkügelchen mit einem Schaumlöffel entfernen, Backpapier entfernen. Teig in der Form auskühlen lassen.

Für die Füllung:
5 Blatt Gelatine
2 EL Amaretto
6 Eigelb
1 EL Honig
130g Zucker
400g Mascarpone
300g Himbeeren (oder andere Früchte, frisch oder tiefgekühlt)

Gelatine 5 Minuten in kaltem Wasser einweichen. Amaretto in einem kleinen Topf erwärmen, die Gelatine ausdrücken und im Amaretto auflösen.
Eigelbe, Honig und Zucker 5 Minuten lang in einer Schüssel über dem heißen Wasserbad mit einem Schneebesen hellgelb schaumig schlagen.
Die Amarettogelatine zügig in die Eigelbmasse rühren. Dann den Mascarpone unterrühren. Die Mascarponecreme auf dem Tarteboden verteilen und dann die Früchte aufsetzen. Falls tiefgekühlte Früchte verwendet werden, diese vorher im Kühlschrank (!) etwa 2 Stunden antauen lassen.
Die fertige Tarte noch gut 1 Stunde kühl stellen, bis die Mascarponecreme durchgeliert und fest geworden ist.

Das Rezept stammt übrigens aus dem Buch "Raffinierte Tartes, süß und pikant" von Schuhbeck/Wecker, Dorling Kindersley Verlag, München 2010. Äußerst empfehlenswert!

Mittwoch, 13. März 2013

Frohe Kunde

Törööö! Töröööö täterä töröööööööö! Tusch und Fanfaren! Wir schreiten zur Freitagstextergewinnerverkündigung:




Wenn das doch nur so einfach wäre. Erst einmal allen, die mitgemacht haben: dankeschön! Sehr schwierig, aus all den guten Beiträgen eine Auswahl zu treffen. Aber das muss ja nun mal sein, und somit schreiten wir zur Vergabe der Medaillen:

Eine lobende Erwähnung erhält der Herr Kulturflaneur, der sich die Mühe gemacht hat, das schöne Lied von der "Schwäb'schen Eisenbahn" in voller Länge aufzuschreiben. Einen halben Tag lang fuhr mir dieser Ohrwurm im Kopf herum!

Platz 3 geht an Herrn Nömix, der Loriot - seligen Angedenkens -  so passend zu zitieren wusste. Herr Lohse im Eisenbahnkaufhaus, sehr hübsch.

Die Silbermedaille verleihe ich feierlichst dem Herrn Wortmischer, weil sein erleichterter Stoßseufzer bezüglich des Stuttgarter Schutzpatrons mir einen spontanen Lachanfall bescherte.

Und nun - stellen Sie sich hier bitte dramatische, spannungssteigernde Musik vor - Platz 1:   Frau Sabine, deren schöne Geschichte vom verhinderten Lokführer namens Blutbad, der vegetarische Kochbücher schreibt,  mich heftigst und nachhaltig zum Kichern brachte und das Kopfkino ankurbelte. Herzlichen Glückwunsch, wir sehen uns am Freitag bei Ihnen!

Ach ja, noch kurz fürs Protokoll: das Foto stammt aus Budapest, wo diese Skulptur sich an der Fassade der Verwaltung der Ungarischen Staatsbahn MAV befindet.

Freitag, 8. März 2013

Freitags, wenn der Texter kommt




Frau Faust hat mir vorgestern freundlicherweise den virtuellen güldenen Pokal überreicht, und nachdem ich jetzt zwei Tage freudig herumgehopst bin, weil das mein allererster Freitagstextergewinn ist, seid nun wieder Ihr dran. Mit gebotener Ernsthaftigkeit (wir sind ja nicht zum Spaß hier, oder?!) habe ich ein Foto ausgewählt und harre gespannt dessen, was kommen mag.  

Sollte jemand sie noch nicht kennen, hier kurz die Regeln: Zum unten gezeigten Bild denkt Ihr Euch bitte einen Kommentar aus. Lyrisch, prosaisch, reißerisch, lang, kurz, was auch immer. Gern auch mehrfach pro Nase. Einsendeschluss ist der kommende Dienstag, 12. März, knapp vor der Geisterstunde um 23.59 Uhr. Alle Mitmacher/innen sollten selbst ein Blog haben oder zumindest Zugriff auf eines erhalten können, damit man im Gewinnfalle das Freitagstexterbanner weitertragen kann.

Am Mittwoch, den 13., werde ich dann total subjektiv, völlig intransparent und per ordre de Mufti den Siegerkommentar verkündigen. Wer gewinnt, darf-muss-soll die höchst ehrenvolle Tradition fortführen und selbst Gastgeber(in) für den nächsten Freitagstexterwettbewerb sein.
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Quelle und (c): das eigene Privatarchiv
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Dann mal ran an die Tasten! Die Freitagstexterstatistik findet man übrigens hier.

Freitag, 1. März 2013

Gewollt und gekonnt

Der Stammtisch tagte gestern beim Chinesen. Angesichts des üppigen Büffets, das im Widerspruch zu seinen kalorienkontrollierenden Bemühungen stand, seufzte Herr V.E.:

"Ich will doch gar nicht so viel essen, wie ich kann!"

Norddeutsch knapp und klar konterte Herr F.S.:

"Dafür kannst du so viel essen, wie du willst!"

Montag, 25. Februar 2013

Twäume sind Schäume

Samstagabend fiel ich hundemüde recht frühzeitig ins Bett, schon gegen 23 Uhr. Das Gefühl, eine Erkältung auszubrüten sowie offenbar zuviel Schokoladenpudding zum Nachtisch bescherten mir aber eine unruhige Nacht mit einem merkwürdigen Traum: der Twitterkosmos spielte die zentrale Rolle.

@die_Mutti feierte ihre Hochzeit. Ich sah sie ganz deutlich, weißes Kleid und so, aber nie von vorne, offenbar weil ich nicht weiß, wie sie im wahren Leben aussieht. Wen sie geheiratet hat: keine Ahnung. Der Bräutigam war immer nur schemenhaft zu sehen. Wohl kein Twitterer.

Als Empfangskomitee repräsentierten die beiden Kater von @die_Mutti, #cutiecat1 und #cutiecat2. Interessanterweise hatten auch alle anderen Gäste ihre Katzen mitgebracht, und die Katzen saßen an den Haupttischen, während die eigentlichen Gäste an den sogenannten Katzentischen Platz nehmen mussten. Das zeigt sehr schön die Wertigkeit, die so ein echter Twitterer seiner Katze beimißt.

Die Hochzeit fand im Café von @dieliebenessy statt. Folgerichtig wurden nur Kännchen serviert, was doch einige renitente Beschwerden seitens der Gästeschar nach sich zog. Herr  @pathologe, eigens aus Afrika angereist, umging das Problem, indem er sich am extra mitgebrachten Bier delektierte.

Frau @watson_works hatte einen Topf Buchstabensuppe dabei, aus dem sie bei passender Gelegenheit ein Blatt Papier zog: die Stichworte ihrer Hochzeitsrede auf Manx. Kein Mensch verstand ein einziges Wort.

Hochzeitsfotografin war @claudine. Sie hatte aber große Schwierigkeiten, die Eisbären der Frau @keinzahnkatzen richtig auszuleuchten, weil die beiden nie stillhalten wollten und auch irgendwie immer zu groß waren, um sie mit auf ein ordentliches Gruppenfoto zu bekommen.

Herr @arschhaarzopf hätte unter den Gästen sein sollen, aber gesehen hat ihn keiner. Er rief nur mindestens viermal an und teilte jedes Mal mit, er sei nun in noch einen und immer noch einen ICE mehr umgestiegen und träfe bald ein. Auch @ingeborch war nicht da, was zwar allgemein bedauert wurde, aber die Gäste hatten Verständnis, wusste doch jeder, dass sie am Samstagabend ihren eigenen Geburtstag nachfeierte. Da war klar, dass sie nicht noch auf einer Hochzeit tanzen konnte.

Wie die Geschichte letztendlich ausgegangen wäre, bleibt im Dunkel der Nacht verborgen: mein höchst realer Kater Leopold maunzte mich aus diesem Traum; bestrebt, mich über seinen Frühstückshunger zu informieren, sonntagsmorgens um sechs Uhr achtzehn.

Freitag, 25. Januar 2013

#Aufschrei

My two Cents zur derzeitigen lautstarken und teils wenig differenzierten Debatte auf Twitter:

Ich halte den alltäglichen Sexismus, ohne ihn gutzuheißen, für einen Teil eines grundsätzlichen Problems: Jeder Mensch verhandelt jeden Tag in Interaktion mit anderen Menschen seinen Platz in der Gesellschaft. Jeder Mensch möchte was zu sagen haben. Manche vertreten ihren Anspruch sehr offensiv und anderen dabei absichtlich auf die Zehen.

Frauen haben es da schwerer als Männer, zum einen wegen der meist vorhandenen körperlichen Unterlegenheit, zum anderen häufig aufgrund ihrer Sozialisierung, als Frau hätten sie zurückhaltend und brav zu sein. Das nutzen manche Männer aus: Anmache, anzügliche Witze und körperliche Übergriffe sind weniger Ausdruck eines sexuellen Verlangens als eine Machtdemonstration. Man(n) will wissen, wie weit man gehen kann. Wann kommt Widerstand? Wieviel lässt das Gegenüber sich gefallen?

Da war der Kollege, der zum Test, wie ich denn so drauf wäre, im Abteilungskreis einen anzüglichen Witz erzählte. Ich habe ihn ausreden lassen und dann mit trocken-gelangweiltem Ton und ausdruckslosem Gesicht "haha" gesagt. Er hat nie wieder derartiges versucht - weil ihm klar war, dass er Kontra bekommen würde.

Da war aber auch die Kollegin, die mit Bambiblick und zartem Stimmchen sagte "ach, da kenne ich mich noch nicht so aus, könnten Sie das nicht für mich machen ...?" und nach vier Wochen bei allen, Männlein wie Weiblein, auf Granit biss und dann doch selber ihre Arbeit tun musste.

Und die Moral aus der Geschicht'?

Leute, wehrt euch! Macht euren Standpunkt deutlich, benennt eure Grenzen. Wenn ihr euch allein nicht traut, sucht euch Hilfe. Bittet eine Kollegin, einen Lehrer, eine(n) Vorgesetzte(n), wem immer ihr vertraut, um Hilfe. Tut etwas! Für sich selber einstehen muss man tatsächlich selbst, das nimmt Euch niemand ab. Es ist eine unbequeme Wahrheit, dass zur Belästigung immer zwei gehören: der, der belästigt, aber auch der, der sich belästigen lässt. Tut was dagegen!

Edit: nachdem ich am Wochenende die weiteren Diskussionen verfolgt habe, scheint mir eine Klarstellung nötig. Ich unterstelle keinesfalls einer Frau (oder einem Mann), die/der sich aus welchem Grund auch immer nicht wehrt, nicht wehren kann, eine Mitschuld!
Natürlich wäre es besser, wenn Belästigungen erst gar nicht vorkämen, egal von wem und an wen gerichtet. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg und die derzeitige Debatte hoffentlich ein großer Schritt darauf. In der Zwischenzeit ist es wohl nötig zu lernen, sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen (ohne seinerseits anderer Leute Grenzen zu überschreiten. Ein Minenfeld.).

Sonntag, 13. Januar 2013

Kleine Kulturgeschichte des Toilettengangs in Zeiten des Multitaskings

Auf der ersten Geburtstagsfeier des Jahres saßen die üblichen Verdächtigen beisammen. Wie wir auf dieses sehr spezielle Thema kamen, habe ich dankenswerterweise schon wieder vergessen - jedenfalls erläuterte ein Gast plötzlich recht detailliert, was alles er sonst noch so tut, wenn er auf dem Klo sitzt.

Wir lauschten gebannt seiner Schilderung, wie er mit der rechten Hand die Zähne putzt, während er in der linken Hand ein Sudoku-Heft hält. Sobald er wieder eine Zahl herausbekommen hat, legt er das Heft auf dem linken Oberschenkel ab (wir erfuhren, das sei unangenehm kalt) und fischt mit Links nach einem Stift, um sodann mühevoll mit der linken Hand - weil er ja eigentlich Rechtshänder ist - die Ziffer einzutragen. Die größte Schwierigkeit ist offenbar, gleichzeitig mit einer Hand zu schreiben und mit der anderen die kreisende Zahnputzbewegung beizubehalten. Das Ganze natürlich unter Fortführung sonstiger körperlicher Verrichtungen.

Ein weiterer Gast war von der Geschichte derart fasziniert, dass in seinem Kommentar die Gedanken ein klein wenig durcheinandergerieten: "Wenn ich auf'm Klo sitze, ist Pinkeln das Letzte, woran ich denke!"

Man fragt sich ...!