Man muss nur einen kennen, der einen kennt, der weiß, wo man - für wenig Geld - hervorragend essen kann, mitsamt Übernachtung und Frühstück am nächsten Morgen.
So kamen wir zu einem Wochenende in Frankreich. Familie K. vom Stammtisch kennt einen, der regelmäßig ein Restaurant in Woerth im Elsaß besucht, fuhr angeregt von dessen Schwärmerei selber hin und kam genauso schwärmend wieder zurück. Als der Stammtisch vor ein paar Wochen mal wieder zusammensaß, schwärmten sie so laut und ausdauernd, dass acht Leute, Familie K. inklusive, spontan beschlossen, sich an einem der Adventswochenenden gemeinsam der Völlerei hinzugeben. Gesagt - gebucht. Letzten Samstag ging's los.
Das Hotel-Restaurant "La Chaumiere" in Woerth wirkt von außen unscheinbar, fast ein bisschen schäbig. Die Gästezimmer sind wunderbar altmodisch, schätzungsweise etwa 1965 zuletzt renoviert. Sie verfügen immerhin über eine Waschgelegenheit mit fließend kalt und warm Wasser (in getrennten Hähnen). Familie Dinktocs Raum hatte eine blaugrüne Blümchentapete, einen riesigen Kleiderschrank, in dem man mühelos nicht nur einen, sondern etwa 3-4 Liebhaber hätte verstecken können (ich erwähne das natürlich nur theoretisch, um die Dimension des Schranks zu verdeutlichen!) und ein Bett mit einer dieser gesteppten, mit Rüschen versehenen Nylon-Tagesdecken in Creméweiß samt passenden Zierkissen. Toilette und Dusche befinden sich auf dem Flur und sind nicht geheizt. Man kommt erst gar nicht auf die Idee, eine Zeitung mit aufs Klo zu nehmen oder gar ein Smartphone. Überhaupt, für einen Internetmenschen ist das Hotel quasi nicht existent. Keine Website, und von W-Lan hat man offenbar noch niemals gehört.
Der Restaurantraum ist riesig groß und eingerichtet wie ein großbürgerliches Wohnzimmer der 1960er Jahre, mit Teppichen, Vorhängen und hochlehnigen Stühlen mit bestickten Polstern. Die Tische sind mit Leinentischdecken, Stoffservietten sowie einem Sammelsurium von Gläsern und Bestecken liebevoll gedeckt und irgendwie wirkt das Ganze sehr stimmig, obwohl diverse Jahrzehnte verschiedener Dekorationsmoden zusammenkommen.
Der Restaurantraum ist riesig groß und eingerichtet wie ein großbürgerliches Wohnzimmer der 1960er Jahre, mit Teppichen, Vorhängen und hochlehnigen Stühlen mit bestickten Polstern. Die Tische sind mit Leinentischdecken, Stoffservietten sowie einem Sammelsurium von Gläsern und Bestecken liebevoll gedeckt und irgendwie wirkt das Ganze sehr stimmig, obwohl diverse Jahrzehnte verschiedener Dekorationsmoden zusammenkommen.
Herz und Hirn des Ganzen ist Madame Waechter, eine Dame, auf die diese Bezeichnung wirklich passt. Sie muss annähernd 80 Jahre alt sein, hat aber den Laden voll im Griff, kennt ihre Weinkarte in- und auswendig und weiß ihre Gäste sehr gut einzuschätzen. Ihre Empfehlungen waren durchweg hervorragend.
Pünktlich um 19 Uhr begann das Gelage. Als erstes machten wir eine Flasche Crémant auf, eiskalt und staubtrocken. Der hat sogar mir geschmeckt, die sonst ihren Jahresbedarf an alkoholischem Blubberwasser mit dem einen obligatorischem Schluck Sekt in der Silvesternacht deckt. Und dann ging's auch schon los mit dem Gruß aus der Küche: warmes, knuspriges Brot mit leicht gedünsteten Apfelstückchen und einer Scheibe Blutwurst. Gerade als der solcherart appetitangeregte Magen zu knurren beginnen wollte, kam der erste Gang:
Hausgemachte Leberpastete mit Quitten-Mandel-Mousse, dazu Gewürztraminer. Das anschließende Gemüsesüppchen wurde von einem weißen Cote du Rhone begleitet. Dem folgte der Fischgang - Ravioli mit Kabeljau- und Lachsfüllung in einer Dillsoße, die so gut war, dass wir extra Brot bestellten, um sie bis zum letzten Tropfen auftunken zu können. Fisch muss schwimmen, und so musste eine Flasche Elsässer Riesling dran glauben. Nach dem Fisch stellte sich ein erstes leises Sättigungsgefühl ein. Dem begegnete der vierte Gang: ungefähr drei Teelöffel voll Zitronensorbet mit Rum und Minze, schön kühl und irgendwie Platz schaffend für die nächste Runde.
Voilá! Kalbsrücken mit Pilzen, lecker Sößchen und Herbstgemüsen. Dazu natürlich einen Rotwein, wieder ein Cote du Rhone. Damit waren wir nun eigentlich wirklich völlig gesättigt, aber ein Gang musste noch rein: le dessert. Ein Gedicht aus Blätterteig mit hauchdünnen Apfelscheiben, Vanilleeis und Karamelsauce.
Zum Magenaufräumen gab es Espresso und Mirabellenbrand und dann fielen wir auch schon erschöpft in die Betten, nachdem wir vier Stunden getafelt hatten.
Zum Magenaufräumen gab es Espresso und Mirabellenbrand und dann fielen wir auch schon erschöpft in die Betten, nachdem wir vier Stunden getafelt hatten.
Fazit: Fahret zahlreich hin und sorgt dafür, dass es das Angebot noch lange gibt. 60 EUR pro Nase für dieses gigantisch gute 6-Gänge-Menü, Übernachtung und üppiges Frühstück. Getränke gehen extra und beliefen sich bei uns auf 21 EUR / Person, und das für die Vernichtung von 1 Flasche Sekt, vier Flaschen Wein, 6 Flaschen Wasser, diversen Schnäpsen und Espressi.
Ich spürte eine Erschütterung der Macht. Oder war es nur der Erdboden, als Sie wohlgefüllt nahe unserer Behausung auf dem Heimweg vorbeirumpelten?
AntwortenLöschen(Ich indes kam lediglich auf Chili-Jack-Burger, Bangers and Mash, Carling und Abbot Ale. Plus Full English Breakfast.)
Bezüglich des Essens kann ich mich Frau D. nur anschließen.
AntwortenLöschenUnser Zimmer war auf den zweiten Blick eindrucksvoll. Auf ca 12 qm tummelte sich folgendes Mobiliar: ein einfacher Jugendzimmerschrank aus den 60er Jahren in Nussbaum, ein großer Waschtisch mit mehrfach durchgebrochener Marmorplatte mind. 90 Jahre alt, eine Spiegelkommode, die der meiner Oma nicht unähnlich (50er Jahre) war, ein undefinierbares Doppelbett mit Federkernmatratzen (ich hätte die Federn zählen können, so klar waren sie mit bloßen Augen zu erkennen und zu erspüren), zwei brokatbezogene Stühle und zwei vermutlich in Heimarbeit gebaute Nachtischschränkchen aus beschichteten Pressspanplatten. Das interessante Ensemble wurde von einer Ikea-Papierballonlampe notdurftig beleuchtet. Wir haben uns zwar tüchtig voll gefuttert, kamen aber trotzdem noch ins Bett.