Samstag, 26. Oktober 2013

Der Mörder ist immer der Gärtner

Oder auch nicht.
x
Jedenfalls nicht am letzten Wochenende, als sich das Literaturkränzchen aufmachte, in der gefährlichen, wilden Eifel auf Mörderjagd zu gehen. Vor einiger Zeit hatte Frau O. einen runden Geburtstag zu feiern und bekam als Gemeinschaftsgeschenk diese Mörderjagd anverehrt, im Rahmen eines Wochenendes im Krimihotel in Hillesheim, mit gutem Essen und die geistige Leistung unterstützenden Getränken.
 

 
So eine mörderische Aufgabe kann man nicht alleine angehen, und daher "opferten" die beiden anderen Damen des Literaturkränzchens vollkommen uneigennützig ein Wochenende und fuhren mit Frau O. nach Hillesheim. Bereits die Anreise trainierte ein wenig den detektivischen Spürsinn, denn wegen diverser gesperrter Autobahnabfahrten musste ungeplant quer durchs Eifelland "über die Dörfer" gesteuert werden. Das klappte problemlos: ein gutes Omen also für den nächsten, kriminalistisch anspruchsvollen Tag.
 x
Die Zimmer im Hotel sind höchst individuell eingerichtet, jeweils nach einem Krimithema. Der Raum, den ich mit Frau K. teilte, hieß "Der Tod auf dem Nil" und verfügte folgerichtig über ein Riesenbild mit einem grübelnden Hercule Poirot vor den Pyramiden und einen echt kolonial-britischen Tropenhelm an einer Garderobe aus Rattan. Nur der bedruckte Duschvorhang erinnerte weniger an Agatha Christie als an Alfred Hitchcock ...
 
 
Frau O. wohnte im "Schwedenkrimi"-Zimmer mit Plüschelch-Jagdtrophäe überm Bett, Filmplakaten mit dem Bild von Stieg Larssons Lisbeth Salander an der Wand und einem Fensterrollo, das eine nordische Landschaft hinter Gitterstäben zeigte. Eine schwedische Gardine also.
 x
Auf einem kleinen Rundgang durchs Städtchen entdeckten wir eine imposante Burgruine, nette kleine Läden und zahlreiche Hinweise auf den Status Hillesheims als "deutsche Krimihauptstadt". Im Kriminalhaus beispielsweise könnte man ganze Tage verbringen - gemütliches Café und Bibliothek unter einem Dach. Bis man sich durch die ca. 27.000 Bücher gelesen hat, muss man eine Menge Kaffee konsumiert haben.



Das Zentrum des Verbrechens war Hillesheim in der Tat am Samstag ab 10 Uhr. Pünktlich wurde der Mord begangen (der, wie sich herausstellte, nur die Folge eines anderen Mordes war), und die Ermittlungen kamen in Gang. Den ganzen Tag waren diverse Grüppchen von Leuten damit beschäftigt, Zeugen, Verdächtige und verdächtige Zeugen zu befragen, Akten zu lesen und Tatortfundstücke zu begutachten. Aus alldem wurden Theorien entwickelt, heftig diskutiert, wieder verworfen und neu entwickelt. Frau O., Frau K. und ich hatten gegen Mittag eine Arbeitshypothese aufgestellt, wie die beiden Morde zusammenhingen und wer sie begangen hatte. Nach der Mittagspause nahmen wir nochmalige Zeugenbefragungen vor zwecks Verifizierung bzw. Widerlegung unserer Hypothese. Wir waren uns schon ziemlich sicher, wer es war, aber das entscheidende, stützende Indiz entdeckte Frau O.: einen Ring, den Opfer Nr. 1 auf einem Bild an seiner Halskette trug und der jetzt am Finger unseres Lieblingsverdächtigen steckte. Der war tatsächlich der Mörder, und wir ernannten Frau O. zu unserer Kriminalhaupt- und Höchstkommissarin. Das musste natürlich angemessen gefeiert werden: abends stießen wir mit Rotwein (Frau K.), Weizen (Frau O.) und Kölsch (ich) an. Aber nicht zu heftig, schließlich wollten wir unsere fünf Sinne beieinanderhalten, damit das alte Filmplakat im Hotelflur nicht noch Wirklichkeit würde:

 
Fazit: ein sehr gelungenes Wochenende mit Denksportaufgabe, sehr gutem Essen, megageilem Wetter (Glück gehabt!) und jeder Menge Spaß. Hillesheim, wir kommen wieder!


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen