Freitag, 7. November 2014

Das Gewicht von Akustik

Der Stammtisch tagte und Familie S. berichtete von der soeben überstandenen Renovierung ihres Wohnzimmers.

Herr F.S. beschäftigt sich beruflich mit Raumakustik und Beschallung. Wenn Sie beispielsweise eine Kirche besitzen und möchten, dass Ihre Predigten auch an der letzten Säule hinten links vor dem Treppenabgang zur Krypta noch gut zu verstehen sind, dann können Sie ihn engagieren, die Kirche akustisch ausmessen und Lautsprecher optimal verteilt und ausgerichtet anbringen lassen.

Da sein Beruf auch das Hobby des F.S. ist, wanderte das Gespräch von der eigentlichen Renovierungsaktion schnell zu ihren Auswirkungen auf die Raumakustik. Insbesondere, wie sich diese verändert, sobald das große Bücherregal leergeräumt ist. Und wie sie sich dann wieder verändert, wenn das Regal wieder eingeräumt ist bei womöglich anderer Anordnung der Bücher.

Herr F.S. war der Ansicht, dass so ein Bücherregal sehr positiv zu einer angenehmen Raumakustik beiträgt, allerdings, meinte er, wäre das ja ein recht teures Verfahren, deshalb all diese Bücher anschaffen zu müssen. Den Hinweis, dass Bücher auch noch einem anderen Zweck dienen, dass man z.B. diese kleinen schwarzen Dinger da drin, man nennt sie Buchstaben, auch lesen kann, wollte er erst nicht gelten lassen.

Dann aber kam die Vorliebe des F.S. für originelle wissenschaftliche Untersuchungen zum Tragen (man erinnere sich an die Butter auf der Flucht oder die  Ohrenatmung), und er überlegte, wie eine Versuchsanordnung aussehen könnte, mit der man die Auswirkungen unterschiedlich gewichtiger Literatur auf die Akustik messen kann. Mit Gewicht waren allerdings nicht die Kilogramm der Bücher gemeint, sondern die Bedeutungsschwere des Inhalts.

Oder: klingt Konsalik raumakustisch anders als Shakespeare?

1 Kommentar:

  1. Schwieriges Thema. Denn neben der literarischen Gewichtung der Bücher (hierbei sind besonders die Aufstellungsorte in einem ungeradzahligen Vielfachen der störenden Oberschwingungen zu beachten, bezogen auf die mittlere Wellenlänge des hörbaren Frequenzspektrums) muss natürlich auch auf die Beschaffenheit des Materials geachtet werden. So erzeugt Bibeldruckpapier aufgrund seiner seidenpapierähnlichen Beschaffenheit schon bei geringen Schalldruck ein Grundrauschen im Blätterwald, dessen Frequenzbereich sich störend auf den Musikgenuss auswirkt, aber von älteren Herrschaften jenseits des Klimakteriums nur noch schwerlich wahrgenommen wird. Eine Enzyklopädie aus handgeschöpftem Büttenpapier hingegen, obgleich vergleichbar schweren Inhaltes, kann zum Raumklang mit einer Dämpfung von bis zu 4dB beitragen.
    Nicht beachtet wurde in diesem Zusammenhang übrigens der Einfluss schweinsledern eingebundener Bücher, da in einem muselmanischen Haushalt ja doch eher Ziegenledereinbände zur Ausstattung gehören. (Auch hier hat die Religion unüberhörbar ihre Auswirkungen geltend gemacht).

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