Freitag, 3. August 2012

Der letzte Urlaubstag ...

... war überwiegend Herrn Dinktocs Leidenschaft für Museumseisenbahnen gewidmet. Die "Romney, Hythe & Dymchurch Railway" (RHDR) führt immer an der Küste entlang von Hythe nach Dungeness.


Genau genommen ist dieses Spielzeugbähnchen gar keine Museumsbahn, weil sie nach Fahrplan und im Regelbetrieb fährt, teils mit Dampf-, teils mit Dieselloks. Aber der Anteil der Touristen unter den Fahrgästen war schon recht hoch.

Herr Dinktoc hatte natürlich sofort die Drehscheibe und das Stellwerk entdeckt und musste beides ganz genau ansehen sowie mit dem Stellwerker vom Dienst in eine solche Fachsimpelei geraten, dass der beinahe den Zug zu spät hätte abfahren lassen.



Aber als es dann endlich los ging, zockelten wir gemächlich durch ziemlich verschlafene Küstenorte. Interessant fand ich die Einblicke in die Hinterhöfe - diese waren entweder furchtbar ordentlich, also jeder Grashalm auf exakt gleicher Länge (oder eher: Kürze), militärisch ausgerichtete Blumen, ein einzelner gestutzter Baum, dem man ansah, dass er es niemals wagen würde, auch nur ein Blatt ohne Erlaubnis abzuwerfen, dazu meist eher spießige Gartenmöbel in gezirkelter Aufstellung.  Oder aber der Hinterhof war entsetzlich vernachlässigt, die Brennesseln gut einen Meter hoch, dazwischen Gerümpel, das ein oder andere Autowrack und jede Menge kaputtes Kinderspielzeug und Müll. "Normale" Gärten, also gepflegt und bewohnt wirkende, waren selten.

Zwischen den Ortschaften konnten wir die schöne Landschaft bewundern und die lokale Fauna beobachten. Jede Menge Kühe und Schafe auf den Weiden und noch mehr Vögel. Ein Rudel Kaninchen kannte das schnaufende Bähnlein offenbar und ließ sich nicht stören, genausowenig wie der Fischreiher, der in einem der zahlreichen Entwässerungsgräben sehr kontemplativ auf einem Bein stand.  

Die Strecke endet in Dungeness in der Nähe des Leuchtturms, der recht malerisch aussieht, wenn man es schafft, ihn so zu fotografieren, dass das Atomkraftwerk nebenan nicht mit aufs Bild kommt. Wie jedes AKW ist es von ganz ausgesuchter Hässlichkeit, und dieses hat noch die Besonderheit, mitten in einem Naturschutzgebiet (!) zu liegen.



Der naturgeschützte Kiesstrand ist menschenleer (obwohl ausnahmsweise die Sonne schien und es angenehm warm war) und hat einen ganz eigenen Charme. Strandspaziergänge empfehlen sich eher nicht, weil es nach wenigen Minuten sehr anstrengend wird, auf dem wegrutschenden Kies zu laufen. Wir nahmen lieber den nächsten Zug zurück nach Hythe und fuhren von da noch nach Hastings, um selber zu sehen, wo anno 1066 Wilhelm der Eroberer in England gelandet war.



Die Stadt geht recht spielerisch mit ihrer Vergangenheit um; natürlich gibt es geführte Touren, die die historische Bedeutung jener Eroberung vermitteln, aber auch  bunte Reliefs mit normannischen Booten in einer Unterführung zur Strandpromenade oder der Bäcker, dessen Brot hoffentlich frischer ist, als man nach dem Firmenschild vermuten könnte. Der Bummel durch das Städtchen war ein gemütlicher Abschluss der Englandreise. Wir kommen bestimmt wieder!

2 Kommentare:

  1. Ein AKW im Naturschutzgebiet scheint mir britischer Humor "at its best". So hat man wenigstens einen Nationalpark in England, in dem immer strahlendes Wetter ist (siehe Fotos). Bei ansonstem doch recht rauen Klima (wie auch der Reisebericht nahelegt).

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  2. The 1066 Country war wirklich nett zu bereisen, viele schnuckelige Plätze haben wir da gefunden wo es sich trotz englischem Wetter gutaushalten läßt. It's British, isn't it?

    Tja und einer Fachsimpellei unter Eisenbahnern kann man nur schwer aus dem Weg gehen, wenn man diese gut gepflegten alten Anlagen sieht. Hätte den Zug fast sausen gelassen und mir einen schönen Tag mit dem OPERATOR in seiner SIGNALBOX sowie den Schlossern im STEAM DEPOT gemacht. Das nächste Mal vielleicht. Wenn ich meinen Dampflokführerschein mache oder so :-))

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