In mehr als einer Hinsicht. Gestern sahen wir uns gezwungen, gegenüber der Partnerfirma gepflegt zu eskalieren, weil man uns seit Tagen in unschöner Weise hängen ließ. Nach etwa zwölf Stunden im Büro mit allerlei Kalamitäten herrschte im Team die einhellige Meinung, dass nur eine Therapie in Frage käme: Bier. Viel Bier.
Kollege R. wusste um die perfekte Heilanstalt: eine Mikrobrauerei mitten in Sydney. Die Braumeister haben in ganz Europa Rezepte gesammelt, mit nach Hause genommen und hier umgesetzt und weiterentwickelt.
Auf den Zapfhähnen finden sich zwölf verschiedene Biere, und das beste: es gibt ein "Beer Paddle", ein Brett mit vier Löchern, passend für je ein Viertelpint-Glas. Man wählt vier Biere aus, der Barkeeper schreibt mit Kreide die Nummern aus der Bierkarte auf's Paddle, zapft und platziert die Gläser entsprechend, und dann: Chin Chin, Therapiebeginn!
Ich suchte mir Biere Nummer 3, 4, 8 und 9 aus. Angefangen habe ich mit Nummer 9: "Dark & Dusty". Sieht aus wie Guiness, schmeckt aber überraschend wenig süß, sogar eher herb, als hätte man es eine Weile in einem Eichenfaß beherbergt. Gar nicht schlecht, schneller Therapieerfolg.
Als nächstes war Nummer 3 dran, das "Aussie Lager". Solide und gut trinkbar, die Heilwirkung hielt das Niveau. Dann die Nummer 4, "Honey Ale". Eine Enttäuschung. Das schmeckte wie Honig, der mit Wasser verdünnt wurde. Mit sehr, sehr viel Wasser. Homöopathischer Honig. Hatte keinerlei therapeutischen Wert.
Zuletzt Nummer 8, mit dem schönen Namen "Vintage Hell Raiser". Ein klassisches Ale, kam gut und wurde einhellig als die Therapie mit den größten Erfolgsaussichten eingestuft.
Nachdem wir heilunterstützend ausreichende Mengen an Kohlehydraten, Proteinen und Vitaminen zu uns genommen hatten, gingen wir zum Ale in größeren Gebinden über. Die Heilung war am späteren Abend vollzogen. Nebenwirkungen am heutigen Morgen in Form eines leichten Druckkopfschmerzes konnten weder von Arzt noch von Apotheker oder Kollegen schlüssig erklärt werden.