Vor einiger Zeit stellte eine Freundin fest, dass sie mit verschiedenen ihrer Kolleginnen und Freundinnen bei jeder Unterhaltung nach kurzer Zeit auf Bücher zu sprechen kommt; und sie hatte die Idee, ein "Literaturkränzchen" ins Leben zu rufen, damit man sich in etwas größerer Runde über Bücher und Autoren austauschen kann. Gestern abend trafen sich also zum ersten Mal vier lesewütige mittelalte Frauen, die sich untereinander bisher nur flüchtig kannten (abgesehen von der Initiatorin natürlich), aber sofort einen Draht zueinander hatten.
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Es war unterhaltsam, amüsant und lustig, gelegentlich auch nachdenklich. Die Unterhaltung bewegte sich von Büchern zu allgemeinen Themen zu Büchern zu Vor- und Nachteilen einer Fernbeziehung (die gelegentlich bis zur Ehe führen kann ...) zu Büchern zur persönlichen Familiengeschichte. Letzteres im Zusammenhang mit Kempowskis "Echolot" - eine der Anwesenden wusste, dass ihr Großvater bei der SS gewesen und an der Ostfront eingesetzt war und sie fürchtete immer halb und halb, dass sie ein Foto von ihm in Kempowskis Kompendium finden würde. Genaueres von der Tätigkeit ihres Großvaters während des II. Weltkriegs wusste sie nicht und war auch nicht sicher, ob sie auf diese Weise mehr hätte erfahren wollen.
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Aber es gab auch leichtere Kost. Man war sich einig, dass man Krimis am besten da liest, wo sie spielen, also beispielsweise Toskana-Krimis im Urlaub ebenda. Das Problem ist nur, dass es in der Regel mehr Krimis als Urlaub gibt! Manchmal ist der Krimi auch so spannend und beklemmend realistisch, dass er das wahre Leben beeinflusst - eine Teilnehmerin las in ihrem Italien-Krimi nur noch bei Tageslicht weiter. Abends hätte sie sich in ihrem Ferienhaus zu fürchten begonnen.
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Der sehr heitere Abschluss des Abends ergab sich, als aufgrund eines sprachlichen Missverständnisses vermutet wurde, eine Anwesende habe während der letzten Tatortsendung einen Orgasmus gehabt ... aber leider waren weder der Kriminalfall noch der Kommissar noch der Bösewicht erregend genug dafür gewesen (schade eigentlich).
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Den Termin fürs nächste Literaturkränzchen haben wir für Ende Januar anvisiert, und darauf freue ich mich heute schon!
So, so, das ein Tatort so aufregend sein kann hätte ich nicht gedacht. Ich kann dabei immer hervorragend vor der Glotze einpennen.
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