Mit dem Auto in die Steinzeit? Kein Problem. Stonehenge liegt recht verkehrsgünstig eingeklemmt zwischen zwei überregionalen Straßenverbindungen und verfügt über einen großen, einen wirklich GROSSEN, Parkplatz. Wir waren gleich morgens um 9, zu Beginn der Öffnungszeit, da und wunderten uns zuerst über die Abstellfläche. Eine halbe Stunde und ungefähr zwölf Reisebusse später wunderten wir uns nicht mehr.
Es war gut, so früh da zu sein, da konnten wir den beeindruckenden Anblick noch einigermaßen in Ruhe genießen. Direkt an den Steinkreis kommt man nicht heran, sondern kann nur im Abstand von etwa 15 Metern um die ganze Anlage herumgehen. Druiden haben wir leider keine gesehen; lediglich ihre Wohnwagen irgendwo hinter dem großen Parkplatz. Kultische Handlungen dürfen nur außerhalb der Öffnungszeiten vorgenommen werden.
Herr Dinktoc hatte zwar eine Weile überlegt, im Vorfeld der Reise das "Stone Circle Access Application Form" auszufüllen, konnte sich bei der Frage nach den "full details of ceremony proposed and equipment to be used" aber vor Lachen nicht entscheiden, ob er nun "Kupferkessel, Zauberstab und pulverisierter Lapislazuli zur zeremoniellen Zubereitung eines Ameisenbären" oder "Goldene Sichel und Misteln, um letzteres mit ersterem zu zerkleinern, sich den Körper damit einzureiben und rituelle Kusshände austeilend einen Paarungstanz aufzuführen" eintragen sollte und hat es dann ganz gelassen.
Nach Stonehenge fuhren wir nach Avebury. Der Ort ist viel weniger bekannt als Stonehenge, bietet aber einen deutlich größeren Steinkreis. Das besondere hier ist, dass der Ort Avebury teilweise innerhalb dieses Steinkreises liegt. Die Grünfläche mit den Steinen bildet mehr oder weniger die Gemeindewiese, es weiden sogar Kühe darauf, man kann überall hingehen und muss nur darauf achten, alle Viehgatter wieder hinter sich zu schließen.
In Avebury, mit dem viel weniger regulierten Zugang, war es dann tatsächlich so, dass an beinahe jedem Stein ein New-Age-Jünger (oder eine Jüngerin) dicht an den Stein gedrückt stand oder saß und offensichtlich versuchte, mit dem Monolithen zu kommunizieren. Herr Dinktoc musste natürlich auch ein paar Minuten lang sein Ohr an den Stein pressen, meinte aber, er könne nicht mal das Meer rauschen hören.
Der Souvenirladen im Ort bot selbstredend ein deutlich esoterisch ausgerichtetes Sortiment an. Insbesondere fielen die Unmengen von Heilsteinen aller Art auf, so viele, dass man eigentlich bei Betreten des Ladens auf der Stelle von allen Gebrechen hätte genesen müssen. Sehr schön auch die Dosen mit vielen verschiedenen Wachsarten. Ich erinnere mich an die Sorte "Tomato & Black Currant Wax". Leider gab es keine Packungsbeilage, und so blieb es mir überlassen, über den Zweck einer Wachsmasse aus Tomaten und schwarzen Johannisbeeren nachzudenken. Vermutlich muss man mit dem Zeug in der zweiten Nacht vor Vollmond mit einem tibetanischen Yakhaarpinsel seine Katze bestreichen, nachdem man das Tier genau zum magnetischen Nordpol ausgerichtet hat. Wenn man's richtig macht, ist die ewige Jugend gesichert.
Der Tag in der Steinzeit und seine modernen, esoterischen Auswüchse wirkten noch bis in den Abend nach. Wir hatten im Pensionszimmer eine kleine Ruhepause eingelegt. Kurz vor dem Abendessen schlug ich Herrn Dinktoc vor, noch einen kleinen Spaziergang durchs Dorf zu machen, um sich die Füße zu vertreten.
Herr D. konstatierte etwas unwillig: "Dann muss ich mir ja wieder eine Hose anziehen!"
Ich: "Hmnja, das ist so üblich, auch in England."
Herr D.: "Ich war doch heute in Stonehenge. Ab sofort bin ich auch ein durchgeknallter Druide! Ohne Hose! Freiheit für die Beine! Weg mit der Hose!"
(Fortsetzung folgt.)
Ohne Hose wäre Herr Dinktoc aber sofort als Twitterer aufgefallen.
AntwortenLöschenWas die bestrichene Katze betrifft: die ewige Jugend wird dann allerdings nur dem Yak gegönnt, andere Leberwesen sind davon ausgenommen. Apropos ausgenommen: hatten Sie wenigstens Gänsebraten?
Ach, die bestrichene Katze bewegt noch mehr Gemüter, das beruhigt mich.
AntwortenLöschenDie Frage, die sich mir beim Lesen nämlich stellte, ist die:
Wessen ewige Jugend ist gesichert - die des Bestreichers oder die des Bestrichenen?
Die Frage finde ich viel interessanter als die um den Pinsel.
Die ewige Jugend für alle Beteiligten, natürlich: also für Katze, Mensch und Yak.
AntwortenLöschenHast du das Wachs mitgebracht? Ich wäre sehr an einer Zeremonie interessiert. Ich denke, wir könnten so was wunderbar beim nächsten Literaturkränzchen einführen! ;-)
AntwortenLöschenIn welche Körperöffnung?
LöschenIn keine Körperöffnung, Selbstverständlich! Obwohl das Verstopfen der Ohren vielleicht eine gute Idee wäre...führt sicher zur Lebenszeitverlängerung! Wir sollten darüber ausgiebig diskutiert!!! ;-)
LöschenDie ewige Jugend der eingewachsten Katze sollte funktionieren, vermute sie wird dann nicht mehr älter :-(
AntwortenLöschenAnsonsten fand ich den Hinweis des Flüstersteins in Avebury nicht schlecht, den Beinen die Freiheit zu gönnen, aber bei dem Wetter ohne Hose war's dann doch etwas frisch. Bin halt kein Schotte...