Donnerstag, 7. April 2011

Berlin. Berlin. Wir waren in Berlin.

Da steht noch ein Reisebericht aus: das letzte Wochenende haben Herr Dinktoc und ich in Berlin verbracht. Freitagmorgen hin, noch ein kurzer Besuch bei den Berliner Kollegen, und dann sind wir in den Tierpark gefahren, also den ehemals Ost-Berliner Zoo, in dem ich noch nie gewesen war. Eine wirklich großzügige Parkanlage mit vielen alten Bäumen. Die Beschilderung ist zwar relativ neu, aber auch einigermaßen irreführend, weil einige Viecher nicht mehr da wohnen, wo man sie laut Hinweis erwarten könnte und andere Tierarten gar nicht mehr vertreten sind, obwohl noch auf sie hingewiesen wird. Immerhin haben wir den "Tiescher" (wie der Hesse sagt) gefunden:

Das Raubkatzenhaus ist überhaupt einen Besuch wert - hier sind sehr viele Katzenarten vertreten, die man sonst nur selten sieht. Nebelparder zum Beispiel, Fischkatzen und vor allem meine Lieblingsviecher: Schneeleoparden (leider absolut fotografierunwillig. Hob man die Kamera, fingen sie an rumzulaufen).
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Im Gegensatz zu den Katzen durften die Pfauen frei herumlaufen. Der hier auf dem Bild latschte eine ganze Weile vor uns her, war aber nicht dazu zu bewegen, ein Rad zu schlagen. Ich war ihm wohl nicht attraktiv genug.


Samstagvormittag waren wir im Pergamonmuseum in der Ausstellung, die den Anstoß für den ganzen Berlin-Besuch geliefert hatte: "Gerettete Götter" aus dem Palast vom Tell Halaf in Nordost-Syrien. 1899 entdeckt, dann über Jahre hinweg ausgegraben und ab 1930 in Berlin ausgestellt. 1943 von Bomben zerstört und in den letzten Jahren in einer Sisyphos-Arbeit rekonstruiert. Eine beeindruckende Ausstellung, nicht nur wegen der monumentalen Steinbilder, sondern allein auch wegen der Dokumentation des Wiederaufbaus. Ein gigantisches Puzzle, das die Archäologen da zusammenzusetzen hatten!
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Anschließend haben wir uns vom Pflaster- und Museumsboden-Treten bei einer dieser Touristen-Bootsfahrten von der Museumsinsel zum Regierungsviertel und zurück erholt. Man kam sich vor wie auf dem Tennisplatz, alle Köpfe rucken gleichzeitig von rechts nach links und zurück, je nach Reiseführerstatement: Rechts sehen Sie ... links sehen Sie ... Aber sehr erholsam, besonders das folgende Nachmittagsschläfchen, bevor wir Richtung "West-Berlin" aufbrachen (unser Hotel war nicht weit vom Alexanderplatz), einen recht langen Bummel über den Ku-Damm machten, am Nollendorfplatz etwas gegessen haben und dann gegen halb neun abends im Europa-Center aufschlugen, um uns die Abendvorstellung der Stachelschweine anzusehen. Politisches Kabarett, aber anders als erwartet. Die Stachelschweine halten keine Monologe, in den sie bestimmte Sachverhalte, Handlungen oder das politische Tagesgeschäft zerpflücken und kritisieren, sondern spielen Sketche, in denen in zugespitzter Form die praktischen Auswirkungen der geltenden oder frisch geänderten Gesetzte auf den Alltag dargestellt werden. Wie der Metzgereifachverkäufer, der zum Finanzamt kommt, um nachzufragen, warum er bei 18.000 Euro Jahreseinkommen noch 15.000 Euro Steuern nachzahlen soll und zufällig ein Telefongespräch der Finanzbeamtin mit einem Banker mithört, dem bei einem Jahreseinkommen von 1,8 Millionen 15.000 Euro Steuerrückerstattung zu wenig sind. Bei manchen Sketchen blieb einem das Lachen wirklich im Halse stecken!
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Der Sonntag dann wäre auch etwas für Frau O. gewesen! Beim Warten auf die U-Bahn  fiel mir auf, wie schön die Lichteffekte in der nur halb unterirdisch gelegenen Station waren. Frau O. hätte das fotografisch sicher noch deutlich besser umsetzen können als ich Nur-gelegentlich-und-sehr-amateurhaft-Fotografin.


Die U-Bahn brachte uns zum Museum für Fotografie  (Frau O., wär das nicht was für Sie? Oder waren Sie schon mal da?) Man könnte es auch Helmut-und-June-Newton-Museum nennen; die Dauerausstellung beschäftigt sich nämlich ausschließlich mit Leben und Werk des Ehepaars. Es gibt aber auch wechselnde Sonderausstellungen, und eine davon haben wir besucht, die im Zusammenhang mit der archäologischen Ausstellung im Pergamonmuseum steht: "Von Kairo zum Tell Halaf - die Fotosammlung Max von Oppenheims". Max von Oppenheim hat zwischen 1890 und 1939 mehrere Orientreisen unternommen und ungefähr 13.000 (!) Fotos hinterlassen. Landschaften, Porträts, Straßenszenen, ethnografische Studien. Herr Dinktoc, der sich beruflich häufiger in dieser Weltgegend aufhält, meinte, manche Straßenszene in Aleppo könne man heute noch genauso sehen wie 1895 oder 1925. Eine faszinierende Sammlung!


Fazit: ein schönes Wochenende mit vielen interessanten Eindrücken. Nur die Katzen, die waren beleidigt, weil das Personal zwei Tage lang nicht das gewohnte war. Nach einer Karenzfrist von zweieinhalb Stunden, in denen uns demonstrativ die kalte Schulter gezeigt wurde, wurden dann wenigstens die Lieblings-Leckerlis huldvollst entgegengenommen. Aber ohne Schnurren!

2 Kommentare:

  1. Liebe Frau Dinktoc,

    ich war leider noch nie im Museum für Fotografie! Beim letzten Besuch stand es zwar auf meinem Wunschzettel, aber wie das so mit Wunschzetteln ist...Beim nächsten mal dann...;-)

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  2. Die große Vogel Statue aus Tel Halaf wäre durchaus auch was für in unseren Garten. Vielleicht etwas kleiner, aber gefiel mir seehr gut.

    Und was machen wir dann nächstes mal in Berlin?

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