Vor etwa zwei Jahren waren wir schon mal da. Es blieb uns allen unvergeßlich, und so beschloß die gleiche Truppe wie damals: dieses Jahr fahren wir wieder hin. Gesagt, gebucht, letzten Samstagmorgen ging's los. Diesmal planten wir noch eine kleine, knapp 7 km lange Wanderung mit ein, um uns den richtigen Appetit für das Schlemmermenü anzulaufen.
Frau M.K. hatte eine Route rund um den Col de Pigeonnier ausgesucht und damit ein sehr glückliches Händchen bewiesen. Die Strecke ging auf wunderschönen Wegen durch Mischwälder mit Ausblicken in die Vogesen, der Wald leuchtete in sämtlichen Herbstfarben und er bot noch weitere Attraktionen: da wachsen jede Menge Eßkastanienbäume, die kürzlich ihre stachligen Früchte abgeworfen hatten.
Wir richteten den Blick gen Boden und sammelten unglaublich viele Maronen. Dann setzte plötzlich Herr T.K. seinen gefürchteten Pilzsammelblick auf - er hatte den ersten Steinpilz entdeckt. Frau I.L. kramte eine Stofftasche hervor und zückte ihr Opinel, und dann gaben wir zu dritt das Trüffelschwein und suchten Pilze am Wegesrand. Nach relativ kurzer Zeit freute ich mich mächtig, selbsttätig meinen ersten Steinpilz gefunden zu haben - beim Abschneiden stellten wir leider fest, dass es bloß ein Hexenröhrling war. Später hab ich aber doch noch einen "Stein" entdeckt.
Die Wanderung, deren Dauer wir mit ca. 2 Stunden angesetzt hatten, war durch die Pilz- und Maronensammelei erst nach 3 Stunden zu Ende. Die Ausbeute war recht beachtlich und umfasste Stein- und Birkenpilze sowie Maronen (Pilze). Und natürlich Maronen (vom Baum).
Pilze, Maronen und Wanderschuhe wurden verstaut; und wir fuhren zunächst zu einem Supermarkt in Woerth. Neun Leute, die gern gut essen, verursachten größere Lücken in den Rillette-, Paté-, und Senfregalen. Die Käsetheke sowie das Weich- und Frischkäse-Sortiment hatten die größten Verluste zu verkraften, und in dem Kühlregal, das einst die Cremé Bruleé- und Cremé Caramel-Vorräte beherbergt hatte, herrschte nach unserem Besuch gähnende Leere.
Gegen 18 Uhr erreichten wir den Schlemmertempel und bezogen die Zimmer. Auch in den letzten beiden Jahren blieben sie von Renovierungen unberührt, wie schon seit etwa 1968. Herrn Dinktocs und mein Zimmer war in Bleu gehalten, mit Blümchentapete mit Kornblumen, nebenan klebte Ähnliches in Rosa an der Wand.
Die Nachttischlampe in unserem Raum stammte vermutlich noch aus der Präsidentschaft de Gaulle. Aber wir waren ja nicht im Auftrag eines Hotelzimmerbewertungsportals unterwegs. Wir wollten essen. Und das taten wir dann ab 19 Uhr etwa viereinhalb Stunden lang.
Wie damals war der Tisch mit einem Sammelsurium von Gläsern und Besteck gedeckt; und es war noch genauso stimmig.
Die Nachttischlampe in unserem Raum stammte vermutlich noch aus der Präsidentschaft de Gaulle. Aber wir waren ja nicht im Auftrag eines Hotelzimmerbewertungsportals unterwegs. Wir wollten essen. Und das taten wir dann ab 19 Uhr etwa viereinhalb Stunden lang.
Wie damals war der Tisch mit einem Sammelsurium von Gläsern und Besteck gedeckt; und es war noch genauso stimmig.
Mit dem Aperitif, wahlweise Crémant, Campari, Kir Royal oder Martini, kam der Gruß aus der Küche: diesmal frisches Bauernbrot mit etwas Käse überbacken und knusprigen Speckwürfeln obendrauf.
Der erste Gang war gleich ein Paukenschlag. Jakobsmuscheln mit scharfer Chorizo in Kürbiscreme. Dazu einen Elsässer Riesling. Wir leckten uns die Lippen und bis zum letzten Tropfen die Sauce von der Gabel. Anschließend kam eine Gemüse-Velouté auf den Tisch.
Dritter Gang: Fisch. Gedünstetes Kabeljaufilet mit Zitronen-Pfeffersauce und frischem Spinat. Wir folgten der Empfehlung der Kellnerin und tranken einen weißen Bordeaux dazu. Der Wein war der Hammer, schmeckte hervorragend zum ebenso hervorragenden Fisch, und war genauso hervorragend geeignet, die Wartezeit bis zum nächsten Gang zu überbrücken.
Das war ein Pflaumensorbet, serviert mit einem Schuß Crémant obendrauf, fruchtig-lecker und zur Zwischenkühlung geeignet. Inzwischen war uns von Wein, Essen und viel Gelächter nämlich ordentlich warm geworden.
Der fünfte Gang. Traditionell ein Fleischgericht. Diesmal kam ein Perlhuhn angeflogen, mit Gänselebersauce, dazu Gratin Dauphinois und Herbstgemüse. Getränk: ein Broilly, ein kräftiger Rotwein. Danach waren wir so ziemlich satt.
Aber, wie wir alle wissen: ein Nachtisch geht immer. Es kam was mit Äpfeln. Noch warmer Blätterteig mit hauchdünnen Apfelscheiben, Karamellsauce, Vanilleeis. Sehr lecker und final sättigend. Die spärlichen Lücken füllten wir mit flüssigem Obst, einem Digestif aus Mirabellen, Quitten oder Pflaumen. Inzwischen war es beinahe Mitternacht. Wir fielen in die Betten im Blümchenzimmer und schliefen den Schlaf der Vollgefressenen.
Sonntag morgen gab's Frühstück frongsösisch. Frisches Baguette, hausgemachte Quittenkonfitüre, Käse, Salami, Wurst. Für jeden ein Spiegelei, und wie in diesem Lokal Essen zelebriert wird, mag man allein daran ablesen, dass die Salatblattdekoration nicht etwa trocken daherkam, sondern einen Klecks sehr schmackhafter Vinaigrette, offenbar mit Senf und Walnussöl zubereitet, aufwies. Wir waren schon wieder fürchterlich satt.
Das hielt uns allerdings nicht davon ab, den beiden Dorfbäckern einen Besuch abzustatten. Zwei Bäckern deshalb, weil der erste nicht mehr genug Eclairs hatte, um die neunköpfige deutsche Raupe zufriedenzustellen. Als wir durch waren, hatte auch der zweite Bäcker keine Eclairs mehr in der Auslage.
Die Heimfahrt traten wir mit dem beruhigenden Gefühl an, dass selbst die langwierigste Panne an der dunkelsten Stelle des Pfälzerwaldes uns nichts würde anhaben können, denn mit einem Kofferraum voller Essen war für ausreichend Proviant gesorgt.
Dem ist nichts hinzu zu fügen. Bin immer noch gut gesättigt.
AntwortenLöschenSchöner kann man es nicht beschreiben.
AntwortenLöschenZu erwähnen wäre vielleicht noch, das die Zeit durch die nette Gesellschaft wie im Flug verging.
T.K.
(Der mit dem unter Pilzen gefüchteten Blick)