Dienstag, 24. Juli 2012

Homes & Castles (Day Ten)

Der zehnte Tag war diversen Homes & Castles gewidmet. Eine weise Entscheidung, denn wettermäßig war leider immer noch keine Besserung zu verzeichnen. Man könnte sagen, während unseres Urlaubs hätte es nur einmal geregnet, nämlich von Anfang bis Ende. Die Aussage wäre nur leicht übertrieben.

Erste Station: Bateman's. Das Haus Rudyard Kiplings, in dem er von 1902-36 lebte. Der Landsitz ist so erhalten, wie er 1936 eingerichtet war, mit den Möbeln, Büchern, Bildern. Anhand der Stadtansichten an den Wänden in Kiplings Schlafzimmer entspann sich eine interessante Diskussion über Städtebau und -wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg mit dem Aufsichtsmenschen vom National Trust. Es waren Bilder von Frankfurt (!), Canterbury und anderen englischen und europäischen Städten aus den 1920er Jahren. Wie würden sie ohne die Kriegszerstörungen heute aussehen?


Das Haus selbst stammt aus dem 17. Jahrhundert und liegt auf einem Riesengrundstück. Ein Teil davon ist als Garten gestaltet. Hier fanden wir auch eine Rabatte, gute 30 Meter lang, ausschließlich mit Katzenminze bepflanzt (das wäre das Paradies für diverse mir bekannter Katzen, inklusive meiner eigenen ... Junkies!).

Bei dem Anblick fiel mir wieder ein, dass auch Kipling Katzen sehr schätzte und eine wunderbare Kurzgeschichte geschrieben hat, die den eigensinnigen und unabhängigen Charakter der Samtpfoten hervorragend einfängt: "The cat who walked by himself". Und wie es der Zufall so will, lief uns plötzlich am Wirtschaftsgebäude von Bateman's ein feuerroter Tiger über den Weg, walkte zwar by himself, war aber ein paar Streicheleinheiten nicht abgeneigt.


Nächster Stop war Hever Castle. Heute Privatbesitz der Familie Astor (genau, die mit dem berühmten Hotel in New York). Die meisten Besucher kommen aber nicht deswegen nach Hever, sondern weil in diesem Haus Anne Boleyn aufgewachsen ist, die zweite Frau Heinrichs des VIII. (und eine der beiden Ehefrauen, die er hat köpfen lassen), derentwegen die Church of England überhaupt erst erfunden wurde.

Weil es nach diesem Besuch immer noch regnete und wir immer noch nicht genug alte Steine angeguckt hatten, begaben wir uns nach Ightham Mote, einem der ältesten Häuser Englands, erbaut 1320 (!), umgeben von einem Wassergraben. Von der Bausubstanz aus dem 14. Jahrhundert ist nur noch sehr wenig übrig - im 16. Jahrhundert ließ der damalige Hausherr mächtig umbauen, um den damaligen König Heinrich VIII. (da isser wieder) angemessen empfangen zu können, sollte der einen Besuch jemals in Erwägung ziehen. Überall wurden die Tudor-Rose und der Granatapfel dekorativ verwendet, die Symbole Heinrichs VIII. und seiner ersten Frau, Katharina von Aragon. Der König ließ sich aber nie blicken, und als Katharina verbannt war und Heinrich mit Anne Boleyn liiert, hätte ein Besuch des Königs automatisch die Zerstörung sämtlicher Hinweise auf Ehefrau Nr. 1 nötig gemacht. Wir können Heinrich also dankbar sein, dass er nie zu Besuch kam und wir somit heute noch ein wunderschönes, komplettes Tudor-Ensemble bewundern können.



Nach derart viel Architektur und Geschichte trieb uns der Hunger abends in einen "Tex-Mex-Pub". Fragen Sie nicht - in England können und werden Sie die merkwürdigsten Kombinationen auf ein- und derselben Speisekarte finden.

Englisches Bier und Enchilladas passen recht gut zusammen, und als der erste Hunger gestillt war und ich somit wieder etwas Aufmerksamkeit für die Umgebung übrig hatte, fiel mir etwas an Herrn Dinktoc auf und ich fragte ihn (mit nur leichtem Erstaunen, als erfahrene Ehefrau ist man ja Kummer gewohnt): "Was ist denn das das auf deiner Brille? Hast du dir da etwa Chili hingekleckert?" "Ja", sagte Herr D. "Das schärft den Blick!"

(Fortsetzung folgt.) 

1 Kommentar:

  1. An den Chili Blick kann ich mich nicht erinneren, aber die Enchiladas waren ok. Ganze Menge alter Gemäuer waren das und ständig stolpert man über Henry. Anne Boleyn war ja wohl ein scharfer Feger ... soviel Bilder die es da von ihr gibt.

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