Samstag, 18. Juli 2015

Rücksturz in die 70er

Allmählich scheint dieses Blog ein Hort der Tradition zu werden. Nachdem ich kürzlich auf Rollschuhen direkt zurück in die 80er fuhr, legen wir nun noch einen Zacken zu und begeben uns noch ein Jahrzehnt weiter zurück.
Neulich erhielt ich eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier-Grillparty für den heutigen Abend, in der von traditionellem Essen die Rede war und außerdem um eine Spende fürs Büffet gebeten wurde. Um beides zu verbinden, schlug ich die Anfertigung eines traditionellen Nudelsalates nach dem Dinktoc'schen Familienrezept vor. Meine Mutter hat das irgendwann in den frühen Siebzigern erfunden und durfte es niemals ändern. Auch ich bereite den Salat genauso zu, wie es seit Anbeginn der Zeiten gemacht wurde - inklusive Dosenpilze, die ich sonst eigentlich so gut wie nie mehr verwende.
Obwohl ich also beim Kochen heute furchtbar altmodisch war, bin ich sonst doch viel im Neuland aka Internet unterwegs; ergo berichtete ich auf Twitter in Wort und Bild von der Nudelsalatzubereitung. Was dazu führte, dass ich nun das Rezept veröffentlichen muss - ich hab's der Frau Creezy versprochen.
 
 









Warnhinweise:
  1. Da es sich um Mutters selbstgeklöppeltes Rezept handelt, sind die Mengenangaben teilweise etwas nebulös. Wie Mütter halt so sind, wenn sie "uss der Lamängg"* arbeiten.
  2. Es werden Gabelspaghetti verwendet. Die gibt es zwar überall zu kaufen, aber außer in meinem eigenen Nudelsalat hab ich sie noch nirgendwo anders zubereitet gesehen. Seid versichert: es geht.
  3. An alle Vegetarier: ihr müsst jetzt ganz stark sein. In dem Nudelsalat ist Fleischwurst drin, der geht nicht ohne. Natürlich kann man ihn ohne Fleischwurst machen, aber dann ist es nicht mehr Mutters Nudelsalat. (Von  meiner Mutter könnte durchaus der Satz stammen "Ach, du isst kein Fleisch? Dann nimm vom Nudelsalat, da ist nur Wurst drin.")
  4. Zum benötigten Werkzeug gehört ein Eierschneider. Nur der schneidet hartgekochte Eier in Stücke der genau richtigen Dicke. Außerdem erinnert er mich schwer an meine Kindheit, als ich auf den Schneidedrähten immer versuchte, Gitarre zu spielen. (Wir hatten ja nichts. Jedenfalls keine Gitarre.)
 
Man nehme:
 
250g Gabelspaghetti
1 Dose (ca. 230 ml Abtropfgewicht) Champignons, 1. Wahl (ich nehme immer ganze Köpfe und scheible sie selbst, weil ich die festere Konsistenz mag - im Vergleich zu bereits geschnittenen Pilzen. Die kann man aber natürlich auch verwenden)
1 mittelgroße Zwiebel
ca. 150g Fleischwurst
6-7 saure Gurken (etwa fingerdick und -lang; Menge entsprechend variieren)
3 Eier
ca. 150-200ml Öl (neutrales, z.B. Sonnenblumen)
2 EL Essig (ganz traditionell: Wein-Branntweinessig)
Salz, Pfeffer, ggf. Gurkenbrühe

Nudeln in Salzwasser weich kochen, abgießen. 2 Eier hart kochen. Die Zwiebel, Fleischwurst, Gurken fein würfeln, die Pilze in Scheiben schneiden. Die Eier mit der Gitarre dem Eierschneider einmal längs und einmal quer durchschneiden, so dass man mehr oder weniger rechteckige Stücke hat.  Alles in eine große Schüssel tun.
Das verbliebene Ei aufschlagen, mit dem Mixer verrühren. Erst tropfenweise, dann in dünnem Strahl Öl zugießen und stetig weitermixen, bis eine sämige Mayonnaise entsteht. Essig, Salz und Pfeffer einrühren. Mayonnaise über die Salatzutaten gießen und gut durchmischen. Ein paar Stunden ziehen lassen, probieren und dann ggf. nochmal nachwürzen. Scheint der Salat zu trocken, kann man ein wenig Brühe aus dem Saure-Gurken-Glas angießen.

Viel Spaß bei der Zeitreise! Und ich muss dann jetzt gleich los zur Grillparty. Mal gucken, wie der olle Nudelsalat dort ankommt.

 
*Rheinisch für "Pi mal Daumen"

5 Kommentare:

  1. Freut mich :)

    Was ist mit Ihrem Rezept?

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    1. Einmal für Frauen: https://twitter.com/ingeborch/status/418015540154621953 und einmal für Männer: https://twitter.com/ingeborch/status/418015868216303617

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    2. Ach du Schreck - gegenderter Nudelsalat?! :)

      (Fertigmayonnaise wäre mir auch zu ölig. Aber ich muss zugeben, dass ich die selbstgemachte Mayonnaise nach wie vor sehr gerne mag; auch als Grundlage für hausgemachte Remoulade, Aioli, Fonduesoßen etc.)

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  2. Jau, so kenn ich Nudelsalat auch noch von *früher* :-) Meine Mutter hat den ähnlich gemacht aber mit Spiralnüdelkes :-) Und die Majo kam aus'm Glas.Mit selbstgemachter Majo schmeckt das Ganze natürlich viel besser!

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